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Gewinnorientierung gescheitert
Ulrike Henning über ein nicht pandemiefähiges Kliniksystem
Die Krankenhausgesellschaft schlägt Alarm, weil weniger als ein Drittel der Kliniken für 2020 ein positives Jahresergebnis erwarten. Das heißt, zwei Drittel der Häuser machen Verluste - mit welchen Auswirkungen? Die Sparidee wird zuerst beim Personal, bei dessen Gehältern, verortet. Die könnten im ersten Quartal nicht mehr überall gezahlt werden, wenn die Politik nicht nachsteuere, heißt es drohend.
Dabei geht unter, dass die chronische Unterfinanzierung deutlich älter ist als die aktuelle Pandemie. Es sind nicht nur die fehlenden Investitionen der Bundesländer, die seit Jahren beklagt werden. Hinzu kommt, dass die stationäre Versorgung im letzten Jahrzehnt in das Korsett der Fallpauschalen gezwängt wurde, sich deshalb die vermeintlich schlauesten Klinikmanager auf die lukrativsten Behandlungen konzentrierten. Mit schwierigen Fällen mussten sich die übrigen Häuser abgeben, unter Verlusten.
Plötzlich ist Pandemie. Bettenfreihaltungen werden abgegolten, Gewinne fehlen trotzdem. Corona-ängstliche Patienten bleiben fern. Der Alarmruf zeigt, dass die Gewinnorientierung des Systems das eigentliche Problem ist. Weil sie der durchaus möglichen Flexibilität bei der Versorgung von Covid-19-Patienten inzwischen deutliche Grenzen setzt.
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