Der Umgang macht’s

Christian Klemm würde lieber Alkohol verbieten

Das Böllern an Silvester ist eine dreckige Angelegenheit. Tagelang sind Reinigungskräfte damit beschäftigt, Knallkörperreste zu beseitigen. Hinzu kommen der Lärm und die Belastung für Mensch und Umwelt: Laut Deutscher Umwelthilfe entstehen jährlich etwa 2050 Tonnen Feinstaub durch das Abbrennen von Feuerwerkskörpern - der Großteil zum Jahreswechsel. Trotzdem sind viele Menschen Jahr für Jahr heiß auf die Knallerei. Die Corona-Pandemie aber macht auch diesem Treiben ein Strich durch die Rechnung.

Die Gegenposition zu diesem Kommentar hat Daniel Lücking aufgeschrieben - »Aufatmen«.

Zuletzt hat das Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg das bundesweite Verkaufsverbot für Feuerwerk an Silvester bestätigt. Die Begründung: Die Versorgung der dadurch zu erwartenden Verletzten würde das Krankenhauspersonal zusätzlich belasten und die Behandlung der zahlreichen Corona-Patienten potenziell beeinträchtigen. Dieser Logik folgend könnte man gleich noch das Ausüben einiger Sportarten zum Jahreswechsel verbieten. Denn dabei ist die Verletzungsgefahr ebenfalls groß. Und wer sich in der Silvesternacht schon einmal in einer Notaufnahme aufgehalten hat, der weiß, dass reihenweise Schnapsleichen eingeliefert werden. Warum verbietet die Politik dann nicht das kollektive Besäufnis am 31. Dezember?

Ähnlich wie das Böllern an Silvester ist das Zünden von Pyrotechnik im Fußballstadion. Dort ist die Verletzungsgefahr ebenfalls verhältnismäßig gering. Wer aber vor dem Stadion schon drei Liter Bier intus hat, sich während des Spiels noch auf Scharmützel mit Polizei und gegnerischen Fans einlässt, der tut mit den Pyros Dinge, die man besser nicht tun sollte. Die Folge sind Verbrennungen, die notärztlich behandelt werden müssen.

Das Böllern erfordert große Vorsicht. Die aber geht vor allem im betrunkenen Zustand viel zu oft flöten. Menschen werden leichtsinnig und übermütig, können ihre Fähigkeiten nicht richtig einschätzen. Der unsachgemäße Umgang mit Knallkörpern scheint vielmehr das Problem, nicht das Böllern selbst.

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