Kompromiss: Stufe Rot!

Rainer Rutz über Forderungen, Schulen so schnell wie möglich wieder zu öffnen

  • Rainer Rutz
  • Lesedauer: 2 Min.

Seien wir ehrlich: Es ist leider noch viel zu früh, um Entscheidungen zu treffen, wann Schülerinnen und Schüler in den Präsenzunterricht zurückkehren sollen. Bei allen gut gemeinten Mahnungen, die Sozialkontakte in den Weihnachtsferien auf ein Minimum zu reduzieren - niemand hat aktuell einen Überblick darüber, ob die Appelle gefruchtet haben. Verlässliche Angaben zum Infektionsgeschehen dürfte es erst in den nächsten Tagen geben, wenn überhaupt.

Dass die derzeit laufende Alternative - ob man sie nun »schulisch angeleitetes Lernen von zu Hause« oder Distanzunterricht nennt - in vielen Fällen für die Betroffenen alles andere als erquicklich ist, steht außer Frage. Das Homeschooling hatte bekanntlich schon bei den letzten Schulschließungen für erhebliche Verwerfungen im System gesorgt. Nichtsdestotrotz ist der »Wunsch« von Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD), die Schulen für fast alle Klassenstufen so schnell wie möglich wieder zu öffnen, wenig zielführend. Denn was passiert, wenn es in der kommenden Woche heißt: »Huch, die Infektionszahlen sind gar nicht signifikant gesunken?« Dann bleiben, abgesehenen von den öffentlichen Verkehrsmitteln, alle Orte dicht, an denen Abstandsregeln nicht eingehalten werden können, nur bei den Schulen sagt man: »Ihr macht das schon?«

Der Vorschlag des Landeselternausschusses, dass vorerst alle Schulen einen Mix aus Präsenz- und Distanzunterricht anbieten, ist sicher nicht das Allheilmittel. Aber solange die Digitalisierung der Schulen noch ferne Zukunftsmusik ist und entsprechender Distanzunterricht nur suboptimal möglich, scheint die Forderung der Eltern ein gangbarer Kompromiss, bei dem der Gesundheitsschutz nicht komplett außen vor gelassen wird.

Wir sind käuflich. Aber nur für unsere Leser*innen.

Die »nd.Genossenschaft« gehört ihren Leser:innen und Autor:innen. Sie sind es, die durch ihren Beitrag unseren Journalismus für alle zugänglich machen: Hinter uns steht kein Medienkonzern, kein großer Anzeigenkunde und auch kein Milliardär.

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:

→ unabhängig und kritisch berichten
→ übersehene Themen aufgreifen
→ marginalisierten Stimmen Raum geben
→ Falschinformationen etwas entgegensetzen
→ linke Debatten voranbringen

Mit »Freiwillig zahlen« machen Sie mit. Sie tragen dazu bei, dass diese Zeitung eine Zukunft hat. Damit nd.bleibt.