Neue Erkenntnisse zum mobilen Arbeiten

fragen & antworten zu homeoffice

  • Lesedauer: 4 Min.

Für manche ist es ein Fluch, für andere ein Segen: Mehr als ein Drittel der Beschäftigten in Deutschland arbeitet laut Deutschem Gewerkschaftsbund (DGB) mittlerweile mobil, viele davon im Homeoffice. Die Corona-Krise hat den Wandel beschleunigt. Dazu Fragen & Antworten.

Was sind das für Studien?

Der DGB befragt seit 2007 einmal im Jahr Beschäftigte zur Qualität ihrer Arbeitsbedingungen und erstellt den sogenannten DGB-Index »Gute Arbeit«. Die Befragung von mehr als 6000 Beschäftigten aller Branchen, Berufe, Einkommens- und Altersgruppen, Regionen und Betriebsgrößen fand von Januar bis Mai 2020 statt. Beschäftigte, die coronabedingt ins Homeoffice wechseln mussten, wurden bei dieser Umfrage nicht berücksichtigt. Im Auftrag des Digitalverbands Bitkom führte auch »Bitkom Research« eine Studie durch. Dabei wurden 1503 Erwerbstätige ab 16 Jahren im Zeitraum Oktober und November 2020 telefonisch befragt. Dabei ging es explizit um die Tätigkeit im Homeoffice als eine Form des mobilen Arbeitens.

Was ist mobiles Arbeiten und wer arbeitet mobil?

Die häufigste Form des mobilen Arbeitens findet laut DGB nicht im Homeoffice statt, sondern »vor Ort«, etwa bei Kunden oder Patienten. Drei Viertel der mobilen Beschäftigten sind »multimobil«, das heißt sie arbeiten in mehr als einer ortsflexiblen Form. Mehr als ein Drittel der Beschäftigten in Deutschland arbeitet laut DGB an wechselnden Orten. Durch das coronabedingte Homeoffice ist mobiles Arbeiten verbreiteter und bekannter geworden. Laut DGB arbeiten Männer fast doppelt so häufig mobil wie Frauen. Eine ungleiche Verteilung zeigt sich auch entlang der Qualifikationen und des Einkommens. Generell gilt: Je höher der berufliche Status, desto häufiger wird mobil gearbeitet.

Steigert Homeoffice die Produktivität und Zufriedenheit im Job?

Laut Bitcom-Studie schätzt rund jeder Vierte seine Produktivität im Homeoffice deutlich höher ein, jeder Dritte etwas höher. Ein weiteres Drittel meint, dass die Produktivität im Vergleich zur Büroarbeit konstant ist. Die Arbeitszufriedenheit im Homeoffice ist für jeden Fünften deutlich höher und für jeden Vierten etwas höher. Rund 20 Prozent sind weniger zufrieden.

Was sehen Beschäftigte als Vorteile von Homeoffice und mobiler Arbeit?

Mobile Beschäftigte berichten laut DGB über größere Gestaltungsspielräume bei ihrer Arbeit. Sie können ihre Tätigkeit selbstständiger planen und freier einteilen. Laut Bitkom empfinden acht von zehn Beschäftigten weniger Stress, da der Arbeitsweg entfällt. Sechs von zehn bemerken eine generell bessere Vereinbarkeit von Berufs- und Privatleben. Weitere genannte Vorteile sind die Möglichkeit eines gesundheitsbewussteren Lebensstils und weniger Störungen durch Kollegen.

Was sehen Beschäftigte als Nachteile von Homeoffice und mobiler Arbeit?

Mobile Beschäftigte berichten laut DGB, dass im mobilen Arbeiten von ihnen deutlich häufiger erwartet wird, auch außerhalb der normalen Arbeitszeit erreichbar zu sein. Laut Bitkom beklagt mehr als die Hälfte den reduzierten Kontakt mit Kollegen. Für jeden Fünften ist es auch ein Problem, weniger Kontakt mit Vorgesetzten zu haben. Wer nicht im Homeoffice arbeitet, obwohl er dies dürfte, nennt dafür als Hauptgrund eine mangelhafte technische Infrastruktur.

Wann wird mobiles Arbeiten zur Gefahr?

Mobiles Arbeiten ist laut DGB überdurchschnittlich häufig mit sehr langen Arbeitszeiten und unbezahlter Arbeit in der Freizeit verbunden. Mehr als zehn Prozent aller Beschäftigten kommen der DGB-Befragung zufolge häufig nicht auf die im Arbeitszeitgesetz vorgeschriebene Ruhezeit von mindestens elf Stunden zwischen Arbeitsende und Arbeitsbeginn - in den mobilen Arbeitsformen ist die Einschränkung dieser Erholungsphase noch weiter verbreitet. Ein Drittel der Beschäftigten wird auch in der Freizeit gedanklich von der Arbeit eingeholt. Immerhin ein Viertel berichtet von häufigen Schwierigkeiten, Arbeit und Privatleben zeitlich Einklang zu bringen.

Welchen Einfluss hat die Corona-Pandemie auf die mobile Arbeit?

Nach Bitkom-Berechnungen werden auch nach Ende der Corona-Pandemie sehr viel mehr Menschen im Homeoffice arbeiten als zuvor. Mehr als jeder Dritte werde den Arbeitsort flexibel wählen. Vor der Pandemie war Homeoffice eher die Ausnahme. Lediglich 3 Prozent der Berufstätigen (1,4 Millionen) arbeiteten ausschließlich im Homeoffice, weitere 15 Prozent (6,3 Millionen) teilweise. dpa/nd

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal