+++ Spahn: Es wird es keine Impfpflicht geben +++

Der Newsblog zur Coronakrise - Dienstag, 12. Januar 2021: +++ 19.600 Corona-Neuinfektionen und 1060 Todesfälle +++ DGB-Chef dringt auf mehr Homeoffice +++ USA: Erstmals mehr als 4300 Tote an einem Tag +++

  • Lesedauer: 4 Min.

Köln. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) lehnt eine Corona-Impfpflicht für Pflegekräfte kategorisch ab. »Ich habe im Bundestag mein Wort gegeben: In dieser Pandemie wird es keine Impfpflicht geben«, sagte Spahn am Mittwoch im Deutschlandfunk. »Wir setzen auf Aufklärung und Information«, betonte der Gesundheitsminister. Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hatte eine Impfpflicht für Pflegekräfte ins Gespräch gebracht und vorgeschlagen, dass sich der deutsche Ethikrat damit beschäftigen solle. Notwendig sei ein solcher Schritt zum Schutz der Bewohnerinnen und Bewohner von Alten- und Pflegeheimen, argumentierte Söder. Spahn sprach von einer »aufgeregten Debatte«. »Vor drei, vier Tagen ging es noch um einen angeblichen Mangel an Impfstoff, und jetzt reden wir schon über eine Impfverpflichtung, die man ja nur dann einführen kann, wenn man zu viel Impfstoff hat, der nicht verimpft werden kann«, sagte der CDU-Politiker.

+++ 19.600 Corona-Neuinfektionen und 1060 Todesfälle +++

Berlin. Die deutschen Gesundheitsämter haben dem Robert Koch-Institut (RKI) 19.600 Corona-Neuinfektionen binnen eines Tages gemeldet. Außerdem wurden 1060 neue Todesfälle innerhalb von 24 Stunden verzeichnet, wie das RKI am Mittwochmorgen bekanntgab. Grundsätzlich ist die Interpretation der Daten momentan noch etwas schwierig, weil um den Jahreswechsel herum Corona-Fälle laut RKI verzögert entdeckt, erfasst und übermittelt wurden. Die Zahl der binnen sieben Tagen an die Gesundheitsämter gemeldeten Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner (Sieben-Tage-Inzidenz) lag am Mittwochmorgen bei 155,0. Die Unterschiede zwischen den Bundesländern sind jedoch enorm: Die höchsten Inzidenzen hatten Thüringen mit 324,2 und Sachsen mit 304,4. Den niedrigsten Wert hatte Bremen mit 83,7. »Der über die Feiertage und den Jahreswechsel beobachtete Rückgang der 7-Tage-Inzidenzen setzt sich nicht weiter fort«, hieß es im RKI-Lagebericht vom Dienstagabend. »Stattdessen sind in allen Altersgruppen, vor allem in den jüngeren Altersgruppen (zw. 15 und 39 Jahren) deutliche Anstiege zu beobachten.«

+++ DGB-Chef dringt auf mehr Homeoffice +++

Berlin. In der Debatte um mehr Homeoffice im Kampf gegen die Corona-Pandemie verschärft DGB-Chef Reiner Hoffmann den Ton - und wirft einzelnen Arbeitgebern ein altmodisches Verhalten vor. »Fakt ist, dass viele Unternehmen und Verwaltungen auch dort, wo es gut möglich wäre, kein Homeoffice anbieten. Offenbar liegt dies an einem antiquierten Führungs- und Kontrollverhalten«, sagte Hoffmann der »Rheinischen Post«. Die Arbeitgeber in der Metall- und Elektroindustrie wehren sich gegen Vorwürfe, die Wirtschaft tue zu wenig zur Bekämpfung der Pandemie. In der Debatte war zuletzt der Druck auf die Wirtschaft gestiegen. Ein Problem ist Hoffmann zufolge auch die mangelnde technische Ausstattung. Dies müsse sich schnell und langfristig ändern. Zwar sei nun eine akute Ausnahmesituation. »Anderseits müssen wir jetzt die Regeln für die Arbeit der Zukunft neu austarieren«, sagte Hoffmann. Hoffmann sprach sich erneut für einen Rechtsanspruch der Beschäftigen aufs Homeoffice aus. »Das muss verbindlich durchsetzbar werden. Arbeitgeber sollten sich erklären müssen, wenn sie sich gegen mehr Flexibilität im Sinne der Beschäftigten sperren. Hierfür muss es gewichtige Gründe geben«, sagte der DGB-Vorsitzende. »Wir brauchen einen klar geregelten Rechtsanspruch.« Daneben forderte er ein Mitbestimmungsrecht für Betriebsräte zur Einführung und Umsetzung von mobiler Arbeit und Homeoffice. Die Ausstattung müsse durch den Arbeitgeber gewährleistet und der Arbeitsschutz gestärkt werden.

+++ USA: Erstmals mehr als 4300 Tote an einem Tag +++

Baltimore. In den USA hat die Zahl der an einem Tag erfassten Toten mit einer bestätigten Corona-Infektion einen neuen Höchststand erreicht. Am Dienstag meldeten die Behörden 4327 Tote, wie aus Daten der Johns-Hopkins-Universität (JHU) in Baltimore vom Mittwochmorgen (MEZ) hervorging. Der bisherige Höchstwert war mit 4194 Toten am 7. Januar registriert worden. Die Zahl der Neuinfektionen war am selben Tag mit 215.805 vergleichsweise niedrig. Der bisherige Tagesrekord wurde am 2. Januar mit 302.506 neuen Fällen verzeichnet. In dem Land mit rund 330 Millionen Einwohnern haben sich bislang rund 22,8 Millionen Menschen mit dem Erreger Sars-CoV-2 infiziert, mehr als 380.000 Menschen starben an den Folgen. In absoluten Zahlen gemessen sind das mehr als in jedem anderen Land der Welt.

+++ Junge Menschen zuerst: Indonesien startet Impfungen +++

Jakarta. Der weltgrößte Inselstaat Indonesien hat am Mittwoch mit Massenimpfungen gegen das Coronavirus begonnen. Präsident Joko Widodo ließ sich im Präsidentenpalast als erster mit dem Mittel CoronaVac des chinesischen Pharmakonzerns Sinovac Biotech impfen. Damit wollte er der Bevölkerung zeigen, dass das Vakzin sicher ist. Anders als andere Länder will Indonesien nach den Mitarbeitern des Gesundheitswesens und des öffentlichen Dienstes zunächst jüngeren Menschen zwischen 18 und 59 Jahren den Vorrang geben. Ziel ist es, schnell eine Herdenimmunität zu erreichen. Das viertbevölkerungsreichste Land der Erde mit seinen fast 270 Millionen Einwohnern ist der am schlimmsten von der Pandemie betroffene Staat in Südostasien. »Mit den Impfungen soll die Kette der Coronavirus-Übertragung unterbrochen, die Gesundheit der Menschen geschützt und die Erholung der Wirtschaft unterstützt werden«, sagte Widodo. Die indonesische Arzneimittelagentur hatte am Montag eine Notfallzulassung für den Sinovac-Impfstoff erteilt. Bislang hat Indonesien 18 Millionen Dosen des Impfstoffs aus China erhalten. Weitere Vakzine unter anderem vom britisch-schwedischen Arzneimittelkonzern Astrazeneca sowie vom US-Unternehmen Novavax werden in den kommenden Monaten erwartet. Agenturen/nd

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