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Für Europa reicht’s allemal
Peter Steiniger hält Partei-Chef Martin Sonneborn weiter für tragbar
Sein Fach ist die Satire, und das auch noch auf Kosten Dritter und der Steuerzahler. Nun ist der EU-Abgeordnete Martin Sonneborn auf dem dünnen Eis des Metiers eingebrochen, hat ausgerechnet bei der Gesinnungsprüfung versagt. So eklatant, dass Nico Semsrott, ihr zweiter Vertreter in diesem Parlament, ernst macht und »Die Partei« verlässt. Anlass gab ein von Sonneborn verbreiteter Witz zur Überheblichkeit der USA. Er baut darauf auf, dass bei Chinesen das in ihrem Lautbestand fehlende R der westlichen Welt eher wie ein L klingt. Solche ihren Gegenstand lächerlich machenden Stereotype enden leicht in Flachwitzen. Sonneborns war einer.
Er kollidierte mit dem Zeitgeist, der angesichts von mehr als genug echten Rassisten für solche Klischees sehr empfindlich ist. Der Partei-Chef hat sich nun für den blöden Witz entschuldigt. Es ist auch ein Kulturclash: Der Anwalt eventuell verletzter Gefühle Semsrott rechnete mit dem Parteifreund Ü50 (»aus der Zeit gefallen und am falschen Ort«) gründlich ab. Von den fetten »Extra-Privilegien« als Abgeordneter will er sich aber nicht trennen. In der Grünen-Fraktion ist Semsrott ja auch prima aufgehoben. Sonneborn hat mit meist kluger satirischer Auseinandersetzung in linker, aufklärerischer Stoßrichtung viel bewirkt. Humorlose Politik gibt’s schon genug.
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