Die Macht der Sponsoren

Oliver Kern wirft dem Präsidenten des Eishockeyweltverbandes vor, Geld über Menschenrechte zu stellen

Wenn’s ans Geld geht, hört die Freundschaft auf. Das Sprichwort gilt natürlich auch in der Schweiz. Und nur so ist der WM-Entzug für Belarus durch den Eishockey-Weltverband IIHF zu interpretieren.

Noch in der vergangenen Woche waren Bilder um die Welt gegangen: Alexander Lukaschenko, Machthaber in Belarus, und IIHF-Präsident René Fasel aus der Schweiz umarmen einander im Minsker Präsidentenpalast – wie alte Freunde. Beide kennen sich tatsächlich schon über 20 Jahre und haben zusammen Eishockey gespielt. Fasel sagt, er sei nach Minsk gereist, um die WM, die Lettland und Belarus im Mai gemeinsam ausrichten sollten, zu retten. Die Umarmung habe zum Protokoll gehört, sollte aber nicht veröffentlicht werden. Wie naiv! Fasel habe danach noch Sicherheitsbedenken sowie massenhafte Festnahmen und Wahlbetrugsvorwürfe angesprochen. Auch mit der Opposition habe er geredet. Doch nichts davon sei später zu sehen gewesen, nur diese Umarmung.

Seit Monaten forderten Athleten, Politiker und Oppositionelle, Belarus die WM zu entziehen. Lukaschenko wurde sogar vom Internationalen Olympischen Komitee suspendiert. Doch Fasel sträubte sich, da sein Verband mit Regressforderungen aus Belarus rechnen musste. Das war anscheinend wichtiger als die Menschenrechtsverletzungen, die Lukaschenko und dem Präsidenten des nationalen Eishockeyverbands, Dimitri Baskow, zur Last gelegt wurden.

Doch Geld kann in zwei Richtungen fließen. Fürchtete Fasel zuvor Ausgaben für eine Reorganisation der WM, musste er seit Samstag Angst haben, Einnahmen zu verlieren: Der langjährige Hauptsponsor Skoda hatte mit seinem Ausstieg gedroht, sollten WM-Spiele in Belarus stattfinden. Plötzlich ging alles ganz schnell: Zwei Tage später verlor Belarus die Ausrichterrolle. Aus Sicherheitsgründen, versteht sich.

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