Die Sehnsucht nach einer heilen Welt

Jan Josef Liefers über seine neue Fernsehserie »Tod von Freunden«

  • Olaf Neumann
  • Lesedauer: 3 Min.

Herr Liefers, wonach wählen Sie Ihre Rollen aus? Erfahrung oder Intuition?

Beides. Wichtig ist aber vor allem das Drehbuch. Ich frage mich, würde ich diese Geschichte gerne sehen wollen? Dann kommt die Rolle. Möchte ich gerne derjenige sein? Und wer macht den Film?

Jan Josef Liefers
Jan Josef Liefers, geboren 1964 in Dresden, spielt die Hauptrolle in der diese Woche startenden neuen ZDF-Serie »Tod von Freunden«. Mit dem Schauspieler sprach Olaf Neumann. 

Gab Ihnen bereits das Drehbuch von »Tod von Freunden« einen Spielimpuls?

Von Anfang an! Die Idee, eine Geschichte aus den verschiedenen Perspektiven zu erzählen, hat mir sofort gefallen.

Viele Deutsche sind mit klassischen Familienserien wie die »Drombuschs« aufgewachsen, die Idealbilder von Familien zeigten. Ist »Tod unter Freunden« noch zeitgemäß?

Die Sehnsucht nach einer heilen Welt ist nachvollziehbar. Und wenn es sie schon nicht in der Wirklichkeit gibt, dann sucht man sie in Filmen. Probleme gibt es da zwar auch, am Ende aber ein Happy End. Ja, die Wahrnehmung der Welt hat sich vehement und rapide geändert, die Schmerzgrenzen haben sich verschoben. Die Neuauflage der Serie als moderne Erzählform, die mit langem Atem wieder menschlicheres Tempo ermöglicht, ist die Folge einer verständlichen Sehnsucht.

Wie würden Sie die Psyche Ihrer Figur Bernd Küster beschreiben?

Er ist recht einfach gestrickt. Seine Frau ist kreativ, künstlerisch begabt, sie war Tänzerin und entstammt einer ganz anderen Welt als er. Er ist ein Zahlenmensch, von Beruf Ingenieur und Statiker. Er hat Prinzipien, und es gibt wenig Raum für Eskapaden. Als die Tragödie geschieht, findet er keinen anderen Weg in die Trauer um seinen Sohn als akribische Nachforschungen nach dem Schuldigen. Damit zerstört er beinahe sein Leben, seine Familie, Freundschaften, aber er bringt auch etwas ins Rollen. Mehr und mehr Geheimnisse kommen ans Licht und am Ende auch die ganze Wahrheit.

Bernd bemüht sich, ein guter Vater zu sein. Was macht einen guten Vater aus?

Er ist in allen Phasen der Entwicklung seiner Kinder für sie da, hört ihnen zu. Er achtet auf ihren Weg, ohne zu bevormunden oder zu gängeln. Und er ist ein gutes Vorbild. Das Gute an Kindern ist, dass sie meistens die Eltern dazu bewegen, über sich hinauszuwachsen.

Hat Ihnen die Figur Möglichkeit gegeben, Dinge zu tun, die Sie überhaupt noch nie gemacht haben?

Oh ja! Kajak-Polo zu lernen - mitsamt Kenterrolle! Und endlich einmal Dänemark besser kennenzulernen, etwas Dänisch zu sprechen, was mir zum ersten Mal sehr schwer gefallen ist. Ansonsten habe ich mit Fremdsprachen kein Problem.

Was war die größte Herausforderung?

Das Herbst- und Winterwetter im deutsch-dänischen Grenzgebiet. Und die Rolle selbst: Bernds Schmerz, seine wachsende Wut, Hilflosigkeit, Verzweiflung. Ich bin zwar kein Schauspieler, der die Emotionen seiner Figur mit nach Hause nimmt, aber hier war das mitunter anders.

Gibt es einen Unterschied zwischen der Arbeit an einem Film und einer Serie?

Im Grunde nicht. Man muss aber noch besser vorbereitet sein, viel mehr Details im Kopf haben, sollte immer wissen, wo man in der Geschichte gerade steht. Die Handlungsstränge sind komplexer, es geht mehr durcheinander in der Abfolge der Szenen. Da ist Konzentration gefragt.

»Tod von Freunden«, ZDF, ab 7.2., 22.15 Uhr
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