Klein, aber gut organisiert

Palau und die Marshallinseln haben nicht einmal Sars-CoV-2-Infizierte, sind aber ganz vorn beim Impfen

  • Barbara Barkhausen
  • Lesedauer: 3 Min.

Zwei kleine Pazifikstaaten machen derzeit vor, wie effektiv geimpft werden kann. Sowohl Palau mit seinen rund 18 000 Einwohnern wie auch die Marshallinseln mit knapp 60 000 Bürgern haben Anfang des Jahres begonnen mit der Immunisierung begonnen. Beide Inselgruppen könnten nun zu den ersten Ländern weltweit gehören, die bald den Großteil ihrer Bevölkerung geimpft haben.

Palaus sehr kleine Bevölkerung sei in diesem Fall ein klarer Vorteil, sagte Collin Tukuitonga, ein Spezialist für öffentliche Gesundheit im Pazifik an der Universität von Auckland, gegenüber dem australischen Sender ABC. Gleiches gilt natürlich auch für die Marshallinseln. Zudem haben beide Pazifikstaaten wie auch Mikronesien einen freien Assoziierungsvertrag mit den USA - ein Fakt, der die Impfstoffbeschaffung für die kleinen Inselstaaten um einiges erleichterte.

Der westpazifische Inselstaat Palau liegt zwischen Australien und Japan, während sich die Marshallinseln zwischen Hawaii und Papua-Neuguinea befinden. Palau ist für seine Unterwasserwelt berühmt. Die Marshallinseln erreichten hingegen aus tragischen Gründen weltweite Bekanntheit. Nach dem Zweiten Weltkrieg verseuchten hier US-amerikanische Atombombentests große Teile der insgesamt rund 1200 Inseln.

Ursprünglich sollte Palau im Dezember Dosen des Pfizer-Impfstoffs erhalten. Es gab jedoch keine Möglichkeit, die Dosen bei den erforderlichen minus 70 Grad Celsius aufzubewahren. Guam, das vom Virus viel stärker betroffen war und mehr als 7600 Fälle und rund 130 Todesfälle verzeichnete, erhielt letztendlich die für Palau bestimmten Pfizer-Impfstoffe, während Palau auf Moderna umschwenkte, dessen Impfstoff in einem Standardkühlschrank bei zwei bis acht Grad Celsius aufbewahrt werden kann. Auch die Marshallinseln impfen mit Moderna-Impfstoff.

Auffällig ist die gute Kommunikation der kleinen Staaten. Palaus Gesundheitsministerium gibt regelmäßige Updates, auch über Facebook. So erhielten zwischen dem 3. Januar und dem 3. Februar 3109 Menschen die erste Impfung und 118 bereits die zweite Dosis. Ähnlich gut läuft es auf den Marshallinseln. Dort gaben Vertreter des Gesundheitsministeriums während einer live übertragenen Pressekonferenz am letzten Donnerstag bekannt, dass über 4000 Menschen die erste Impfdosis bisher erhalten haben und etwas über 400 bereits die zweite. Man hoffe, die meisten Bürger in den kommenden zwei bis drei Wochen geimpft zu haben, hieß es.

Jack Niedenthal, Gesundheitssekretär der Marshallinseln, kommuniziert wie auch das Ministerium direkt über soziale Medien mit den Bürgern des Inselstaates. Am 26. Januar postete er ein Foto, das zeigt, wie er selbst die zweite Impfdosis erhielt, und gab gleichzeitig ehrliche Auskunft über die Nebenwirkungen. »Gegen Ende des Tages bekam ich Fieber, aber später am Abend war es dann wieder weg und jetzt fühle ich mich wieder sehr gut«, schrieb er. Nur der Arm, in den er die Spritze bekam, tue ihm noch etwas weh.

Niedenthal war auch derjenige, der bereits Ende Januar 2020 als Reaktion auf den Ausbruch des Coronavirus strenge Regeln für die Einreise in den Pazifikstaat einführte. Somit verhinderte er einen möglicherweise verheerenden Covid-19-Ausbruch: Bis heute verzeichnete das Land vier Infektionen und keinen Toten. Obwohl die geringere Kühlanforderung des Moderna-Impfstoffes für die Pazifikstaaten von Vorteil ist, so stellen die beiden um 28 Tage versetzt gelieferten Impfdosen eine Herausforderung dar. Da viele der Inselbewohner recht mobil sind und im Falle der Marshallinseln beispielsweise die größeren Orte Majuro oder Ebeye häufig verlassen, um zu den abgelegenen Außeninseln zu gelangen, »kann es schwierig sein, Menschen aufzuspüren«, wie Niedenthal erklärte. »Wir geben unser Bestes«, meinte er, eine Impfung mit einer Einzeldosis wäre aber deutlich einfacher für sie.

Die Marshallinseln wie auch Palau haben zunächst sämtliches Gesundheitspersonal, höhere Regierungsbeamte und ältere Menschen geimpft. Bei der Entscheidung ging es auch darum, Vertrauen in der Bevölkerung aufzubauen. Wenn Palau und die Marshallinseln ihren Impfzeitplan weiter einhalten können, so werden die kleinen Pazifikstaaten neben Israel zu den ersten Ländern gehören, die die Impfungen abschließen.

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