Steiles Auf und Ab der Digital-Währungen

Der gefährliche Bitcoin-Boom

  • Hermannus Pfeiffer
  • Lesedauer: 4 Min.

Zwölf Jahre ist der Bitcoin bereits alt. Erfunden wurde er von Satoshi Nakamoto, in Wahrheit ein Pseudonym. Wer sich dahinter verbirgt, ist bis heute unbekannt. Doch mit der Corona-Krise erlebte die Digital-Währung einen gewaltigen Boom: Der Preis eines Bitcoin verzehnfachte sich! Zu Weihnachten stieg der Kurs auf über 40 000 Dollar. Danach ging es wieder bergab. Im Augenblick steht er bei rund 30 000 Dollar.

Die Wortschöpfung Bitcoin stammt aus dem Englischen. Auf Deutsch heißt sie »digitale Münze«. Das Internetlexikon Wikipedia listet mittlerweile weltweit mehr als 100 digitale Währungen auf. Im Gegensatz zu Euro, Dollar oder Pfund existieren diese Kryptowerte lediglich virtuell. In Umlauf gebracht werden sie nämlich nicht von Zentralbanken, sondern von Privatpersonen oder privaten Institutionen. Zahlungen werden ausschließlich virtuell übers Internet abgewickelt.

Aufwendige »Erzeugung«

Um Manipulationen zu erschweren, wird Bitcoin nicht über ein herkömmliches Datenbanksystem abgewickelt, sondern über eine »verteilte« Datenbank, die aus aber Tausenden Computern in aller Welt besteht (»Blockchain«-Technologie).

»Neue Einheiten der digitalen Währungen können unter sehr hohem Strom- und Rechenaufwand auf privaten Computern erzeugt werden«, erklärt der Sparkassenverband DSGV. Diese Geldschöpfung bezeichnet man in Anlehnung an den Bergbau als (Bitcoin-)»Mining«. Wer neue Rechenkapazität bereitstellt, erhält im Gegenzug Bitcoin. Das wird aber immer schwieriger, und es lassen sich mit der Zeit immer weniger Bitcoin pro neuer Recheneinheit heben. Letztlich wird die Zahl der Bitcoin dann sogar begrenzt sein. Sein Preis wird daher maßgeblich durch die Nachfrage bestimmt. Und die ist »ein scheues Reh«, wie Finanzexperten scherzen.

Neben dem Mining (sprich »meining«) können Nutzer an Bitcoin kommen, indem sie die digitale Währung als Zahlungsmittel für ein Produkt oder eine Dienstleistung akzeptieren. Oder man tauscht reale Währungen auf einer Handelsplattform im Internet in Bitcoin.

Kriminelle in sozialen Medien

Die rasante Kursentwicklung hat Anfang dieses Jahres die Bundesfinanzaufsicht Bafin aufgeschreckt. Sie warnt Verbraucherinnen und Verbraucher vor den Risiken: »Sie sollten sich nicht von den in der jüngeren Vergangenheit zu verzeichnenden Preisanstiegen bekannter Kryptowährungen wie etwa Bitcoin, Ether, XRP, Bitcoin Cash und Litecoin blenden lassen«, hieß es.

Bafin warnt nicht allein vor dem direkten Erwerb solcher Kryptowerte. Riskant seien auch »derivative Finanzinstrumente«, die den Kursverlauf von digitalen Währungen nachbilden. Bei allen diesen Anlagen können Anleger erhebliche Verluste erleiden. Sogar ein Totalverlust sei möglich. Auch sei die Volatilität hoch, der Kurs schwankt also extrem nach oben und unten. Und Kryptowerte können »illiquide« werden - Anleger finden dann bei Bedarf keine Abnehmer für ihre Digital-Werte.

Damit nicht genug. Im Internet und in sozialen Medien kursiert fragwürdige Werbung für Geldanlagen rund um Kryptowerte wie Bitcoin, Ether & Co. Oft wird eine sehr hohe Rendite versprochen. Meist bleibt das Geschäftsmodell aber völlig unklar. In vielen Fällen handelt es sich vermutlich um verbotene Schneeballsysteme, bei denen man weitere zahlende Teilnehmer werben soll.

Betrug sei nicht auszuschließen, warnen die Verbraucherzentrale und das Landeskriminalamt Rheinland-Pfalz. In gefälschten Online-Artikeln gaukeln Kriminelle vor, Prominente hätten auf diversen Online-Plattformen Geld investiert und seien innerhalb kürzester Zeit (noch) reicher geworden. Herhalten muss beispielsweise der Name einer bekannten Fernseh-Show, in der mit Geschäftsideen Investoren für Produkte gesucht werden.

»In einem besonders krassen Fall hat sich ein Verbraucher dazu hinreißen lassen, innerhalb von vier Monaten einen Gesamtbetrag von 13 250 Euro zu investieren«, sagt Jennifer Kaiser von der Verbraucherzentrale in Mainz. Als er eine Auszahlung beantragte, wurde ihm mitgeteilt, er müsse zunächst weitere 13 000 Euro an Steuern überweisen. Der Betroffene wurde erst nach dieser Aufforderung misstrauisch.

Wichtig: Impressum prüfen

Der erste Schritt sollte immer die Prüfung des Impressums sein. Fehlt ein Impressum, gilt es auf jeden Fall, Abstand zu nehmen. Hat der Anbieter laut Impressum seinen Sitz im Ausland, kann es schwierig werden, die eigenen Rechte durchzusetzen. Es gilt zu überprüfen, ob es sich um ein von der Bafin in Deutschland oder in einem anderen EU-Land lizenziertes Unternehmen handelt. Dies kann über die Unternehmensdatenbank der Bafin abgefragt werden (https://portal.mvp.bafin.de/ database/InstInfo/start.do).

Erhält man erst nach (!) Kontaktaufnahme oder einer Registrierung genauere Infos über das Geschäftsmodell, dann ist auch danach noch Misstrauen angesagt. Vor der Einzahlung eines gewissen Betrages sollte man sich unabhängig beraten lassen. Seien Sie misstrauisch und kontaktieren Sie bei Verdacht die Polizei oder die Bafin.

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