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Hinschauen bei Hakenkreuzen

Berufsschullehrer lernen Umgang mit antidemokratischer Tendenz

Wenn ein Berufsschüler im Unterricht rechte Sprüche macht, ignorieren die Lehrer das in vielen Fällen. Das ergab eine Untersuchung der Universität Hannover. Die Lehrer stehen unter Zeitdruck, müssen weiter im Stoff. Sie schlössen eine Art »Burgfrieden« mit dem Problem, sagt Ingo Juchler vom Lehrstuhl politische Bildung der Universität Potsdam.

Dabei ist Weghören oder Wegsehen - wenn etwa Hakenkreuze im Schulgebäude geschmiert werden - die falsche Reaktion. Sich richtig zu verhalten, lernen und üben 19 Berufsschullehrer und ein Sozialarbeiter von sechs Oberstufenzentren in Brandenburg ab dem 25. März in dem Projekt »Starke Lehrer - starke Schüler«. Es ist auf drei Jahre angelegt. 2015 sei das Projekt für Berufsschulen in Sachsen entwickelt worden, gemeinsam mit dem dortigen Bildungsministerium und der Universität Dresden, erklärt Markus Lux von der Robert-Bosch-Stiftung, die das Projekt angeschoben hat.

In Niedersachsen startete das Projekt 2018. Für die Verhältnisse in Brandenburg wurde es nun von der Universität Potsdam angepasst. Von den 25 Oberstufenzentren im Bundesland haben sich zwölf für die Teilnahme beworben - sechs wurden ausgewählt, darunter das Konrad-Wachsmann-Oberstufenzentrum in Frankfurt (Oder) und das Eduard-Maurer-Oberstufenzentrum in Hennigsdorf.

Erfahrungsgemäß hatte der Kampf gegen Rechts dort den größten Erfolg, wo sich die Schulleitung klar positionierte, erzählt Lux. Aber das reicht nicht aus. Selbst erfahrene Lehrkräfte benötigen durchaus eine Qualifizierung.

Herkömmliche Fortbildungen zu diesem Thema bleiben oft »auf der theoretischen Ebene«, bedauert Cemile Giousouf von der Bundeszentrale für politische Bildung. An dem Projekt »Starke Lehrer - starke Schüler« schätzt sie, dass erworbenes Wissen in der Praxis trainiert wird. Die Lehrer, die daran teilnehmen, sollen ihre erworbenen Fertigkeiten an Kollegen weitervermitteln, damit das Projekt nachhaltig wirkt. Leicht ist die Aufgabe nicht zu erledigen. Giousouf weiß: »Insgesamt hat politische Bildung an den Berufsschulen einen schweren Stand, da sie häufig fachfremd unterrichtet wird.«

»Rechtsextremismus darf an Schulden keinen Platz haben«, findet Bildungsministerin Britta Ernst (SPD). Da aber die Schulen ein Spiegel der Gesellschaft sind, in der rechte und antisemitische Ansichten keine Seltenheit sind, gibt es diese Erscheinungen auch an den Bildungsstätten. Berufsschulen sind dafür besonders anfällig. Das ist den Fachleuten bekannt. 20 Prozent der Berufsschüler zeigen demnach eine Nähe zum Rechtsextremismus. Betroffen sind aber auch die Lehrerkollegien. Es gibt durchaus den einen oder anderen Lehrer, der ein gespaltenes Verhältnis zur Demokratie hat.

www.bosch-stiftung.de/de/projekt/ starke-lehrer-starke-schueler

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