Rückkehrer

Enrico Letta ist neuer Vorsitzender der Demokratischen Partei in Italien

  • Anna Maldini, Rom
  • Lesedauer: 2 Min.

»Was ihr braucht, ist kein neuer Parteisekretär. Was ihr braucht, ist eine neue Partei!« Mit diesen Worten hat Enrico Letta seine fast einstimmige Wahl zum neuen Sekretär der italienischen Demokratischen Partei angenommen. Und genau das will er: Die Partei, deren Gründungsmitglied er ist, vollkommen umkrempeln und sich nicht um die vielen Strömungen und Untergruppen kümmern, die die PD gelähmt und letztlich auch zum unerwarteten Rücktritt seines Vorgängers Nicola Zingaretti beigetragen haben.

Letta wurde 1966 praktisch in die politische und akademische Elite des Landes hineingeboren: Seine Eltern Universitätsprofessoren, sein Onkel einer der engsten Mitarbeiter von Silvio Berlusconi. Schon als Schüler machte er Politik - erst bei den Christdemokraten und dann in den Nachfolgeparteien der Kommunisten. Er galt als politischer Wunderknabe, sein Aufstieg schien vorherbestimmt.

Doch dann geschah etwas Unerwartetes. 2014, als Enrico Letta Ministerpräsident war, wurde er von seiner eigenen Partei ausgebootet. Der neue Sekretär Matteo Renzi hatte ihm noch 24 Stunden zuvor ein inzwischen in Italien sprichwörtliches »Mach dir keine Sorgen, Enrico« geschickt, um dann mit einer Nacht- und Nebelaktion seinen Platz einzunehmen.

Letta trat daraufhin von all seinen Ämtern zurück und wanderte nach Frankreich aus, wo er eine Hochschule für Europapolitik gründete und leitete. »Ich habe gelernt«, heißt sein letztes Buch, und gelernt, so sagt er, habe er vor allem von den jungen Menschen, die er dort um sich hatte. Und nun ist er wieder da. Letta will sich in erster Linie um die Basis, die Frauen und die Jugendlichen in seiner Partei kümmern, das allgemeine Wahlrecht mit 16 einführen sowie Migrantenkindern die italienische Staatsbürgerschaft verleihen. Die gesamte PD applaudiert und scheint hinter ihm zu stehen. Aber in vielen Ohren klingt das erneut wie ein »Mach dir keine Sorgen, Enrico«.

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