Tesla aus Wolfsburg

Kurt Stenger über den Börsenrummel zu Volkswagen

In Zockerkreisen gilt der Volkswagen-Konzern als schwerfälliger Tanker, bei dem sich wenig tut. Zu groß, provinziell, teils in Staatsbesitz und mit starkem Gewerkschaftseinfluss finden sich selten Anlässe für Kurssprünge an den Börsen. Am Mittwoch freilich schoss die Aktie in die Höhe und trieb den Dax auf ein neues Rekordhoch. Das lag nicht etwa daran, dass VW bisher recht gut durch die Coronakrise gekommen ist, auch dank staatlicher Autokaufprämien. Sondern, dass es mal eine »Story« gab: Der Konzern setzt voll auf E-Autos, investiert zudem groß in Batteriezellfertigung, Ladeinfrastruktur und Digitalisierung. Man will wie Tesla werden, nur x-mal größer. Vor allem junge Zocker aus der Reddit-Szene deckten sich mit VW-Aktien ein.

Doch die Euphorie ist eher heiße Luft: Ähnliches hatte VW schon öfter angekündigt, aber der Verbrennungsmotor dominiert nach wie vor alle Konzernmarken. Denn der Dieselbetrüger imitiert Tesla nicht aus Überzeugung, sondern unter dem Druck schärferer CO2-Reduktionsvorgaben. Und da die Konkurrenz ebenfalls auf dem E-Zug sitzt, bleibt offen, ob VW als Sieger aus dem tiefen Strukturwandel der Autoindustrie hervorgehen wird. Auch an der Börse hat man wohl nachgedacht: Am Donnerstag lag die VW-Aktie, während der Dax weiter kletterte, tiefrot im Minus.

Wir stehen zum Verkauf. Aber nur an unsere Leser*innen.

Die »nd.Genossenschaft« gehört denen, die sie lesen und schreiben. Sie sichern mit ihrem Beitrag, dass unser Journalismus für alle zugänglich bleibt – ganz ohne Medienkonzern, Milliardär oder Paywall.

Dank Ihrer Unterstützung können wir:

→ unabhängig und kritisch berichten
→ übersehene Themen in den Fokus rücken
→ marginalisierten Stimmen eine Plattform geben
→ Falschinformationen etwas entgegensetzen
→ linke Debatten anstoßen und weiterentwickeln

Mit »Freiwillig zahlen« oder einem Genossenschaftsanteil machen Sie den Unterschied. Sie helfen, diese Zeitung am Leben zu halten. Damit nd.bleibt.

- Anzeige -
- Anzeige -