• Berlin
  • Meuterei in Kreuzberg

Polizei räumt Kiezkneipe »Meuterei« mit Großaufgebot

Mehr als 1000 Beamt*innen waren in den frühen Morgenstunden im Einsatz, mindestens 400 Menschen bei Soli-Demonstration in Kreuzberg

  • Marie Frank und Katharina Schwirkus
  • Lesedauer: 2 Min.

Die Berliner Polizei wusste, dass die Betreiber*innen der Kreuzberger Kneipe »Meuterei« nicht einfach aufgeben würden. Das hatten Proteste in den vergangenen Wochen in der ganzen Stadt angekündigt. Deswegen rückte sie zur geplanten Räumung am Donnerstagmorgen mit mehr als 1000 Beamt*innen an. Gleichzeitig versammelten sich auf dem Herrfurthplatz, in der Nähe der Kneipe, schon vor 7 Uhr mehr als 100 Menschen, um Solidarität mit der Kneipe zu zeigen. Innerhalb von einer halben Stunde wuchsen die Unterstützer*innen auf mehr als 300 Menschen an.

Der Demonstrationszug gegen die Räumung zog mit rund 400 Teilnehmern vom Kottbusser Tor in Berlin-Kreuzberg Richtung Reichenberger Straße. 15 bis 20 Leute versuchten am Kottbusser Tor, ein Transparent auf der Straße auszurollen. Doch die Polizei stoppte dies, wie sie gegenüber der Deutschen Presseagentur (dpa) berichtete. Insgesamt waren zwölf Demonstrationen in der Hauptstadt zur Unterstützung der »Meuterei« angemeldet.

Bei der Räumung war auch eine Gerichtsvollzieherin vor Ort; die Polizei wollte die Räume nach einer Begehung dem Eigentümer übergeben. Die Polizist*nnen waren unter anderem mit Vorschlaghammer und Kettensäge im Einsatz. »Die Räumung des Objektes ist plangemäß verlaufen«, sagte Sprecherin Anja Dierschke. Größere Zwischenfälle gab es demnach nicht.

In der Nacht gingen laut Polizei stadtweit Autos in Flammen auf. Vor dem Ordnungsamt Reinickendorf brannten Reifen, die Fassade des Gebäudes wurde beschädigt. Ein Zusammenhang mit den linken Protesten werde geprüft. Das Landeskriminalamt ermittele.

Die »Meuterei« war bereits vor der Räumung weiträumig abgesperrt worden. Die Demonstranten standen hinter Gittern. Fast alle Teilnehmer*innen trugen FFP2-, OP- oder Stoffmasken, vereinzelt flogen Böller. Einige Anwohner*innen schlugen während der Räumung auf ihren Balkonen auf Töpfe. Sie riefen unter anderem: »Die Kneipen denen, die darin saufen.«

Die Räumung der »Meuterei«, deren Mietvertrag abgelaufen war, galt in der linken Szene als Symbol für die Verdrängung der alternativen Orte in Berlin. Bereits am Dienstagabend hatten mehr als tausend überwiegend junge Menschen gegen die Räumung demonstriert. Es gab dabei Festnahmen und Anzeigen. Im Vorfeld hatte sich Die Linke in Berlin gegen die Räumung in der Pandemiezeit ausgesprochen. So hatten am vergangenen Freitag die Fraktionsvorsitzenden Anne Helm und Carsten Schatz den Justizsenator Dirk Behrendt (Grüne) aufgefordert, die Räumung auszusetzen.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das beste Mittel gegen Fake-News und rechte Propaganda: Journalismus von links!

In einer Zeit, in der soziale Medien und Konzernmedien die Informationslandschaft dominieren, rechte Hassprediger und Fake-News versuchen Parallelrealitäten zu etablieren, wird unabhängiger und kritischer Journalismus immer wichtiger.

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

Vielen Dank!

Unterstützen über:
  • PayPal