Ideenverwalter

Stefan Otto über die Trägheit von Winfried Kretschmann

Mit viel Selbstvertrauen werden die Grünen in Baden-Württemberg am Mittwoch entscheiden, mit wem sie über eine Koalition verhandeln wollen. Sie haben die Landtagswahl am 14. März gewonnen; der Kurs von Ministerpräsident Winfried Kretschmann wurde bestätigt. »Sie kennen mich«, das war die schlichte Message des 72-Jährigen, der eine dritte Amtszeit als Ministerpräsident anstrebt und längst zum Establishment im Südwesten zählt.

Nun teilte seine Partei mit, dass sie sich für jene Koalition entscheiden wolle, in der die »Kraft von gemeinsamen Ideen« am stärksten sei. Möglich ist die Fortführung eines schwarz-grünen Bündnisses oder auch eine Koalition mit der SPD und den Liberalen. Doch es fragt sich, ob die Partei überhaupt noch willens ist, progressive Politik zu betreiben. So muss etwa angesichts der Klimakrise der ökologische Umbau der Industriegesellschaft dringend forciert werden.

Doch Kretschmanns Erfolgsgeschichte basiert eben auf einem Stillhalteabkommen mit der mächtigen Autoindustrie im Ländle. Auch um die Coronakrise zu meistern, ist Schaffenskraft nötig; zudem braucht es eine menschliche Haltung in der Flüchtlingspolitik. Kretschmann selbst gilt als Verhandler, der schnell einknickt. Manchmal scheint es dann, als sei seine Krawatte noch das einzig Grüne an ihm.

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