Das Testzentrum in der Bowlingbahn

Außenbezirke ringen um zertifizierte Schnellteststellen, Gesundheitssenatorin hofft auf Eigeninitiative

  • Claudia Krieg
  • Lesedauer: 3 Min.

Die Webseite test-to-go.berlin wächst nahezu täglich. Immer mehr rote Fähnchen ploppen an den Stellen auf, an denen sich alle Berliner*innen beim kostenlosen Bürger*innentest auf eine mögliche Infektion mit dem Coronavirus untersuchen lassen können. Darunter sind kleine Apotheken, einige kleinere Firmen mit einer Handvoll Teststellen, genauso wie die vom Unternehmen 21Dx, das den größten Teil betreibt, unter anderem auch elf von 15 Zentren des Landes Berlin.

Auslastung immer noch gering

Inzwischen gibt es den Angaben zufolge rund 300 Teststationen in Berlin mit einer Kapazität von 130 000 Tests pro Tag oder etwa 900 000 Tests pro Woche. Jeder kann sich dort - gegebenenfalls mehrmals pro Woche - kostenfrei testen lassen und bekommt ein Zertifikat. In den Landesstellen kämen täglich 12 000 Tests zum Einsatz, in den Schnelltesteinrichtungen über 156 000, teilte Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) am Montag im Gesundheitsausschuss des Abgeordnetenhauses mit.

Noch lassen laut Gesundheitsverwaltung viele die Möglichkeiten für kostenlose Corona-Schnelltests aber ungenutzt. Einen Monat nach dem Start des Angebots seien die Teststellen nur zu einem Drittel (32 Prozent) ausgelastet. Die höchste Auslastung der damit vorhandenen Testkapazitäten wurde demnach kurz vor Ostern am 1. April mit 62 Prozent erreicht.

90 000 Menschen ohne Schnelltestzugang

Das Problem, auf das die Gesundheitsverwaltung in den vergangenen Tagen mehrfach hingewiesen wurde, besteht darin, dass der Großteil der zertifizierten Stellen sich in den innenstadtnahen Bezirken befindet. CDU-Politiker Christian Zander aus Lichtenrade beschreibt, wie im benachbarten Wahlkreis 90 000 Menschen kein Testzentrum in erreichbarer Nähe finden. Von seinem Parteikollegen Danny Freymark aus Hohenschönhausen ist zu hören, es gäbe sage und schreibe eine Apotheke, die Tests durchführt. Es müsse doch möglich sein, so Freymark, die Betreiber von derzeit leer stehenden Kinos oder Bowlingzentren einzubeziehen und die Räume sinnvoll als Testzentren zu nutzen. Zumal damit eine wirtschaftliche Unterstützung ermöglicht werde. Ines Schmidt von der Linkspartei will deshalb von Gesundheitssenatorin Kalayci wissen, wie eine solche temporäre Umnutzung möglich wird. »Jeder kann sich als Teststelle zertifizieren lassen«, erklärt daraufhin die Gesundheitssenatorin. Über das Online-Schulungsportal »testen-lernen« könne man alle notwendigen Schritte bis zur Prüfung als Testort vollziehen. Man müsse auch Verständnis haben, dass nicht alle Teststellen online zu finden seien: »Manche Apotheken haben nur geringe Testkapazitäten, die können das nicht online bewerben, denn dann gibt es die Menschentrauben, die man eigentlich verhindern will«, so Kalayci.

Intensivbetten stärker ausgelastet

Die Senatorin erklärte die epidemiologische Lage im Ausschuss für nach wie vor »besorgniserregend«. Allein am vergangenen Freitag habe die Zahl der Neuinfektionen bei 1019 gelegen - nachdem die 1000er-Marke erstmals Ende Oktober überschritten wurde. Sorgen mache ihr auch der hohe Anteil der britischen Virusvariante in Berlin. Mittlerweile seien 11 329 entsprechende Fälle gemeldet worden. Mit 86 Prozent der Infektionen sei die deutlich gefährlichere Variante damit ganz klar dominierend. Eine Folge seien schwerere Krankheitsverläufe auch bei den Jüngeren. Die Zahl der jüngeren Covid-Patient*innen in den Krankenhäusern habe insgesamt deutlich zugenommen.

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