Nur ein kleines Stück Gerechtigkeit

Ein Polizist ist verurteilt, das System aber noch intakt

  • Moritz Wichmann
  • Lesedauer: 2 Min.

Als der weiße Derek Chauvin am Dienstagabend in allen drei Anklagepunkten schuldig gesprochen wurde für den Mord an George Floyd, da ging ein kollektives Aufatmen durch die USA. Wenn dieses Urteil nicht gekommen wäre, dann wäre das halbe Land ausgeflippt. Aber: Das es Zweifel am Ausgang des Gerichtsverfahrens in Minneapolis gab – begründete Zweifel, angesichts der Geschichte der Straflosigkeit für Polizeigewalt in den USA –, zeigt die große Ungerechtigkeit im Land.

Der Urteilsspruch ist ein kleines Stück sehnsüchtig erwartete Gerechtigkeit – laut Bürgerrechtsorganisation ACLU wird zum ersten Mal in der Geschichte Minnesotas ein weißer Polizist wegen der Ermordung eines Schwarzen verurteilt. Die Jury hat das Richtige getan, nicht mehr und nicht weniger. Und doch ist es bemerkenswert, auch wenn es nicht bemerkenswert sein sollte. Denn: Fast immer kommen Polizisten in den USA, die übermäßig hart oder gar tödlich agieren, damit davon, überproportional häufig sind Schwarze und Minderheiten die Opfer.

Das Urteil gegen einen besonders schlimmen Polizei-Täter ist leider ein seltener Einzelfall. Das »System« rassistische Polizeiarbeit, es steht noch. Auch die Black-Lives-Matter-Proteste vom vergangenen Sommer konnten es nur leicht zurückdrängen. Doch immer wieder gibt es Wendepunkte in der Geschichte. Vielleicht ist das Urteil gegen Derek Chauvin ein solcher.

So oder so, es ist schon jetzt richtig, was George Floyds Tochter Gianna vergangenes Jahr gesagt hat: »Daddy hat die Welt verändert.« Ein bisschen zumindest, vielleicht bald auch ein bisschen mehr.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das beste Mittel gegen Fake-News und rechte Propaganda: Journalismus von links!

In einer Zeit, in der soziale Medien und Konzernmedien die Informationslandschaft dominieren, rechte Hassprediger und Fake-News versuchen Parallelrealitäten zu etablieren, wird unabhängiger und kritischer Journalismus immer wichtiger.

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

Vielen Dank!

Unterstützen über:
  • PayPal