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Cordula Weimann: Vollzeitaktivistin im Ruhestand
Cordula Weimann gründete die Omas for Future und macht aus dem bundesweiten Vorlesetag eine Massenaktion
Nicht nur Lesen ist politisch. Auch das Vorlesen. Vor allem, wenn wie am Freitag bundesweiter Vorlesetag ist und knapp 1500 Erwachsene über 30 000 Kindern aus dem demnächst erscheinenden Buch »Oma, erzähl mir von der Zukunft!« vorlesen werden. Kinder sollen damit lernen, wie Städte schöner und grüner – eben »kindgerechter« – gestaltet werden können.
Organisiert wird die Massenvorleseaktion von der Umweltschutz-Gruppe »Omas for Future«, die vorwiegend aus Frauen und Männern der Generation 50+ besteht. Wie immer ganz vorne mit dabei: Cordula Weimann. Die 66-Jährige hat die Initiative mit inzwischen über 100 Ortsgruppen in Deutschland, Österreich und den Niederlanden im Jahr 2019 gegründet. Jenes Jahr, in dem ihre Enkelgeneration und Namensinspiration »Fridays for Future« mit den Schulstreiks für das Klima durchgestartet ist.
Wenn Weimann von ihrem früheren Leben als selbstständige Denkmalpflegerin erzählt, klingt es fast verwunderlich, dass ausgerechnet aus ihr einmal die deutsche Greta ihrer Generation werden soll: Gerne sei sie flott mit ihrem Sportwagen unterwegs gewesen und in den Urlaub geflogen. »Ich hatte einfach keine Ahnung, wie schlimm es wirklich um unsere Erde steht.«
Beim Fahrradfahren mit einem ihrer Enkel sei ihr später klargeworden, dass sie sich selbst nicht genug für dessen Zukunft einsetze, heißt es in einem Portrait über die umtriebige Ruheständlerin. Die Nähe zur Natur und eine gesunde Ernährung vermitteln, »das ergibt doch alles gar keinen Sinn, wenn ich gleichzeitig jeden Tag mit meinem eigenen Handeln seine Zukunft zerstöre«.
Während sich Fridays for Future und der Rest der deutschen Klimabewegung vor allem für strukturelle Veränderungen stark machen, setzt Weimann auf einen anderen Ansatz: Die Omas for Future möchten »den Einzelnen darüber informieren, was er in seinem Alltag tun kann, um das Klima und unsere Umwelt zu schützen.« Doch braucht es einen Systemwandel, weg vom fossilen Kapitalismus? »Jeder muss mit ins Boot, es reicht nicht, wenn die Politik die Weichen ändert, das dauert zu lange«, ist Weimann überzeugt.
Die politische Arbeit der Omas reicht dabei von Nähworkshops in der Schule bis zu Baumpflanzaktionen. Für ihre nachhaltige Bildungsarbeit wurde die Initiative bereits zweimal von der Deutschen Unesco-Kommission und des Bundesministeriums für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend ausgezeichnet. Von der Deutschen Umwelthilfe ist Weimann als »Umweltheld*in 2025« nominiert.
Eigentlich richten sich die Omas for Future vorwiegend an Menschen aus ihrer Generation: Fast 60 Prozent der Wahlberechtigten waren bei der Bundestagswahl 2025 über 50 Jahre alt; die Generation 50+ sei für die meisten CO2-Emissionen verantwortlich – und werde gleichzeitig in der Klimabewusstseinsbildung wenig beachtet, argumentiert Weimann. Dabei seien vor allem ältere Frauen nach wie vor weitgehend von gesellschaftspolitischen Entscheidungen ausgeschlossen – daher der Fokus auf die Omas. Diese Überlegungen hat Weimann bereits 2024 in Buchform gegossen. »Handeln! Aus Liebe zum Leben« ist ihr Buch »Omas for Future« untertitelt. Vielleicht ist das ja die nächste Vorleselektüre.
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