- Politik
- Australien
Ureinwohner verklagen australische Regierung wegen verschleppten Kindern
Einige Bundesstaaten starteten Wiedergutmachungsprogramme - australische Bundesregierung in Canberra bisher nicht
Sydney. In Australien haben hunderte Ureinwohner wegen der Verbrechen an ihren Familien eine Sammelklage gegen die Regierung eingereicht. Fast 800 Betroffene fordern eine Entschädigung für das erlittene Unrecht, wie die Anwaltskanzlei der Kläger, Shine Lawyers, am Mittwoch mitteilte. Tausende Ureinwohner waren in Australien bis in die 1970er Jahre hinein aus ihren Familien gerissen und in weißen Pflegefamilien untergebracht worden.
Es ist die erste Sammelklage dieser Art im Northern Territory, das keine Eigenstaatlichkeit besitzt. Ein Drittel der 250.000 Einwohner des Gebiets sind Indigene. Andere Bundesstaaten starteten Wiedergutmachungsprogramme - die australische Bundesregierung in Canberra bisher nicht.
Teller und Rand ist der neue ndPodcast zu internationaler Politik. Andreas Krämer und Rob Wessel servieren jeden Monat aktuelle politische Ereignisse aus der ganzen Welt und tischen dabei auf, was sich abseits der medialen Aufmerksamkeit abspielt. Links, kritisch, antikolonialistisch.
Daher mahnte der Anwalt der Kläger, Tristan Gaven: »Das Land Australien war dafür verantwortlich, dass indigene Familien im Territorium auseinandergerissen wurden und es liegt an der Bundesregierung, Wiedergutmachung zu leisten.« Er geht davon aus, dass sich Tausende weitere der Klage anschließen werden.
Die australische Politik der Assimilation untersagte es den Ureinwohnern, ihre eigene Sprache zu sprechen oder ihre Kultur zu leben. Viele Vertreter der »Stolen Generations« sahen ihre Eltern oder Geschwister nie wieder.
Die 84-jährige Heather Alley wurde im Alter von neun Jahren im Northern Territory gewaltsam von ihrer Mutter getrennt. »Sie haben ganze Generationen ausgelöscht, als hätten sie nie existiert. Ich glaube, dass unsere Geschichten erzählt werden müssen«, sagte sie. Eine erste Gerichtsanhörung zu der Sammelklage ist im Juni angesetzt. AFP/nd
Andere Zeitungen gehören Millionären. Wir gehören Menschen wie Ihnen.
Die »nd.Genossenschaft« gehört ihren Leser:innen und Autor:innen. Sie sind es, die durch ihren Beitrag unseren Journalismus für alle zugänglich machen: Hinter uns steht kein Medienkonzern, kein großer Anzeigenkunde und auch kein Milliardär.
Dank der Unterstützung unserer Community können wir:
→ unabhängig und kritisch berichten
→ Themen ins Licht rücken, die sonst im Schatten bleiben
→ Stimmen Raum geben, die oft zum Schweigen gebracht werden
→ Desinformation mit Fakten begegnen
→ linke Perspektiven stärken und vertiefen
Mit »Freiwillig zahlen« tragen Sie solidarisch zur Finanzierung unserer Zeitung bei. Damit nd.bleibt.