Ist das normal?

Biolumne

  • Iris Rapoport
  • Lesedauer: 3 Min.

Entzündungen sind nie willkommen. Sie schmerzen und die betroffenen Stellen sind heiß, rot und geschwollen. Aber all das sind spürbare Zeichen eines aktiven Immunsystems. Eigentlich gute Zeichen, denn das schafft die Voraussetzung für Heilung und Schutz.

Die Zellen unserer angeborenen Abwehr liegen stets auf der Lauer. Ganz gleich, was geschieht - ob Corona-Impfung, ob eingerissener Splitter - innerhalb kürzester Zeit informieren sie ihre Umgebung. Das tun sie, indem sie hormonähnliche Botenstoffe aussenden. Die Cytokine. Die warnen: Hier ist etwas nicht in Ordnung! Wir müssen uns wehren!

Was folgt, entspricht auch bei einer Impfung dem in der Evolution etablierten Ablauf. Die Blutgefäße an der Einstichstelle reagieren schnell. Sie weiten sich und werden durchlässiger. Verständlich, dass das nun stärker durchblutete Gebiet sich erwärmt und rötet. Und dass es anschwillt, wenn Blutplasma in das Gewebe eindringt. Dies spült zusätzliche Zellen der angeborenen, aber auch der erworbenen Immunabwehr heran. Die wandern, von den Botenstoffen angelockt, dorthin, wo die Nadel gestochen hat. Wenn ein B-Lymphozyt dort auf vorgetäuschtes Virusprotein trifft und es zu binden vermag, setzt das eine lange Kette von Umwandlungen in Gang. Dabei erwerben die Zellen die Fähigkeit, hochspezifische Antikörper zu bilden. Das dauert seine Zeit. Zu merken ist davon meist nichts, obwohl benachbarte Lymphknoten durchaus anschwellen können. Was wir spüren - und das manchmal sogar sehr heftig - wird von den evolutionär antrainierten Reaktionen des angeborenen Immunsystems verursacht. Dessen Zellen, etwa die Makrophagen, versuchen uns schnell zu schützen. Sie setzen weitere Cytokine frei. Einige davon befördern die spezifische Abwehr, doch die meisten verstärken die Entzündung.

Die Palette der Reaktionen ist breit gefächert. Jeder reagiert anders. Da auch Nerven gereizt werden, verspüren wir Schmerz - so mancher am ganzen Körper. Bei anderen wiederum entwickelt sich der Immunschutz ganz unbemerkt.

Thrombosen hingegen, wie sie sehr selten zwei Wochen nach einer Impfung mit den Vakzinen von Astra-Zeneca und Johnson & Johnson auftraten, gehören nicht zu einer regulären Entzündung. Es bedurfte tatsächlich erst Millionen von Impfungen, um diese unerwartete Wirkung zu registrieren. Die wechselnden Entscheidungen der deutschen Behörden entsprachen dem jeweiligen Erkenntnisstand und waren zu jedem Zeitpunkt von Verantwortung geprägt: Impfstoffe werden an Menschen verabreicht, die gesund sind. Sie würden vielleicht nie von dem Erreger befallen, vor dem sie geschützt werden sollen. Doch wenn man bedenkt, dass weltweit bereits drei Millionen Menschen an Corona gestorben sind, wird deutlich, dass auch die generelle Empfehlung der WHO, den Impfstoff weiter zu nutzen, auf Verantwortung und Wissenschaftlichkeit beruht.

Doch bei welchem Impfstoff auch immer - Schmerzen oder selbst grippeähnliche Symptome in den ersten Tagen nach einer Impfung sind lästig. Doch sie sind vergleichsweise harmlos und überbringen sogar eine gute Nachricht: Es sind Zeichen, dass unser Immunsystem reagiert, also das tut, was man bei einer Impfung erwartet.

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