»Wir brauchen nach dieser Krise mehr Sozialstaat«

Sozialverband warnt: Ökonomische Mitte der Gesellschaft rutscht in Armut ab

  • Lesedauer: 2 Min.

Berlin. Kurz vor der Vorstellung des Armuts- und Reichtumsberichts der Bundesregierung warnt der Sozialverband Deutschland vor einer zunehmenden Spaltung der Gesellschaft in Arm und Reich. »In den letzten fünf Jahren, die der Bericht in den Blick nimmt, ist die Gruppe der Armen gewachsen und gleichzeitig der Anteil der Reichen. Die Mitte ist geschrumpft. Die Pandemie hat bewirkt, dass Teile der Mitte der Gesellschaft gefährdet sind, in Armut abzurutschen«, sagte Verbandspräsident Adolf Bauer der »Neuen Osnabrücker Zeitung« (NOZ). Viele Selbstständige seien nicht mehr in der Lage, ihren Lebensstandard zu halten. »Für immer mehr Menschen wird die Lage prekär, während ein anderer Teil noch reicher geworden ist«, so Bauer.

Er befürchtet »eine weitere Spaltung der Gesellschaft, wenn die Zahl derer wächst, die staatliche Unterstützung benötigen, und gleichzeitig auf der anderen Seite wenige einen immer größeren Anteil des Vermögens besitzen«. Das werde zu Spannungen führen. »Die Regierung müsste schon jetzt Hilfen für die Zeit der Überbrückung nach der Pandemie in Aussicht stellen«, forderte Bauer.

Spaß und Verantwortung

Olga Hohmann versteht nicht, was Arbeit ist und versucht, es täglich herauszufinden. In ihrem ortlosen Office sitzend, erkundet sie ihre Biografie und amüsiert sich über die eigenen Neurosen. dasnd.de/hohmann

»Wir brauchen nach dieser Krise mehr Sozialstaat und auf keinen Fall weniger. Man wird gezwungen sein, die Steuern für Besserverdienende zu erhöhen. Vor allem Städte und Landkreise müssen besser ausgestattet werden. Sie waren schon vor Corona nicht mehr in der Lage, Einrichtungen der Daseinsvorsorge zu unterhalten. Man hat den ländlichen Raum sträflich vernachlässigt und nur noch auf die städtischen Regionen geschaut. Das rächt sich nun umso mehr«, meint der Präsident des Sozialverbandes.

Der Sozialverbands-Präsident wirft der Bundesregierung vor, nicht rechtzeitig erkannt zu haben, dass ärmere Menschen stärker von der Pandemie betroffen sind. »Man hat als armer Mensch ein höheres Risiko, an Corona zu erkranken und zu sterben, als ein reicher«, stellte Bauer fest.

»Nachdem wir jetzt die Risiken für ärmere Menschen klar vor Augen haben, muss mit Priorität in diesen Vierteln geimpft werden. Dort, wo viele Menschen mit Migrationshintergrund leben, muss mit Personal dafür gesorgt werden, dass man den Zugang zu ihnen bekommt. Wir dürfen besonders gefährdete Gruppen jetzt nicht beim Impfen benachteiligen«, forderte der Sozialverbands-Präsident. Agenturen/nd

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken von Socken mit Haltung und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.