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  • Jugendclub in Berlin-Schöneberg

»Potse« bekommt neue Frist

Die Räumung des Schöneberger Jugendclubs ist bis mindestens Juli ausgesetzt

  • Claudia Krieg und Nicolas Šustr
  • Lesedauer: 3 Min.

»Wir haben das Unmögliche möglich gemacht«, sagt Isa von der »Potse« in einer Pressekonferenz vom Bündnis Mietenwahnsinn am Montagvormittag. »Der Bezirk hat sich darauf eingelassen, die Räumung auszusetzen, wenn wir eine Sicherheitsleistung in Höhe von 10 000 Euro zahlen. Das heißt, die Räumung kann um zwei Monate verschoben werden.«

Noch in den frühen Morgenstunden hatte das Bündnis »Jugendbesetzt« gemeldet, dass es drei Häuser in Lichtenberg, Kreuzberg und Steglitz besetzt habe. Man stelle sich damit gegen die ursprünglich für Mittwoch geplante Räumung des unabhängigen Jugendzentrums »Potse«. Auch wenn sich die Aktionen in Rummelsburg, Lichterfelde und in Kreuzberg als Scheinbesetzung entpuppten – an der Kreuzberger Adresse Waterloo Ufer 5 findet sich zum Beispiel das Häuschen einer City-Toilette: Sie zeigen, dass es den Jugendlichen nach wie vor sehr ernst ist mit dem Kampf um ihre Räume.

Auch die Erleichterung wenige Stunden später ist daher deutlich zu spüren. Umzug statt Auszug und keine Eskalation bei einer weiteren Räumung eines alternativen Projekts nach den Verlusten des Hausprojekts »Liebig34« sowie den Kollektivkneipen »Meuterei« und »Syndikat«: Das Ziel haben die Jugendlichen und der Verein Potze e.V. vor allem durch hartnäckige Verhandlungen mit dem Bezirk Tempelhof-Schöneberg erreicht.

Zuletzt hatten sich vor allem Abgeordnete des Senats für eine Lösung ohne Räumung des ältesten Westberliner Jugendclubs stark gemacht und die vom Bezirk in Person von Jugendstadtrat Oliver Schworck (SPD) angekündigte Räumung kritisiert. »Die Räumungsandrohung muss zurückgenommen werden«, sagte Katina Schubert, Landesvorsitzende der Linken, vor wenigen Tagen dem »nd«. »Wir stehen kurz vor einer Lösung. Das ist absurd. Wenn ich das richtig sehe, findet selbst der Innensenator nicht, dass das der richtige Weg ist«, hatte Schubert erklärt.

Man sei einen riesigen Schritt auf die Bezirks- und Landespolitik zugegangen und gehe mit der Zahlung ein hohes finanzielles Risiko ein, erklärten der Potze e.V. und das Kollektiv der »Potse« dazu am Montag in einer gemeinsamen Stellungnahme.

Das Geld wird nämlich erst zurückgezahlt, wenn die bisherigen Räume in der Potsdamer Straße 180 bis zu einem vereinbarten Datum verlassen werden. Aber mit der Zahlung der Sicherheitsleistung sei nun Zeit gewonnen, um das mögliche Ersatzobjekt der alten Zollgarage im Gebäude des ehemaligen Tempelhofer Flughafens genauer auf seine Eignung als Jugendclub zu prüfen und feste Verträge für den Einzug von »Drugstore« und »Potse« ausarbeiten zu können. »Das Problem der Zollgarage ist, dass noch sehr viel gemacht werden muss, so dass sie für uns nutzbar gemacht werden kann«, erklärt »Potse«-Vertreterin Isa. Um die nötigen Umbaumaßnahmen bewerkstelligen zu können, werde nun dringend eine Baugenehmigung benötigt, damit dies innerhalb der knapp zweimonatigen Frist auch in Bewegung gesetzt werden kann.

Die Verwaltung müsse nun schnell handeln, sagt auch Lukas Theune, der Rechtsanwalt des Potze-Vereins. Zwei Monate seien keine lange Zeit. »Es liegt in den Händen der Abgeordneten des Berliner Senats, zu zeigen, welche Kultur- und Jugendarbeit ihnen wichtig ist.« Auch Theune ist der Meinung, dass mit dem Räumungsaufschub ein »kleiner Meilenstein« geschafft ist. Die alte Zollgarage sei gut geeignet – wenn auf Grundlage der erforderlichen und noch fehlenden Baugenehmigung die nötigen Umbauten stattfinden können. Man hoffe und gehe davon aus, dass die Jugendlichen die Räumlichkeiten in Tempelhof beziehen werden. »Es gilt zu zeigen: In dieser Stadt sollen nicht nur Philharmonie-, sondern auch Punk-Konzerte möglich sein«, findet der Anwalt. ⋌Seite 9

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