Der Kampf wird härter

Lisa Ecke über den Wegfall der Impfpriorisierung

Grade einmal zwei Wochen ist es her, dass bundesweit die Diskussion aufkam, ob Menschen in beengten, benachteiligten Stadtteilen mit besonders hohen Corona-Inzidenz bevorzugt geimpft werden sollten. Oder ob zumindest mobile Impfstationen vor Ort geschaffen werden sollten. Die Debatte kam spät - dass sich Corona in »armen« Stadtteilen besonders rasant ausbreitet, war seit Monaten bekannt. Und jetzt ist die Diskussion um die soziale Dimension der Inzidenzwerte bereits wieder verschwunden.

Stattdessen haben Bund und Länder beschlossen, die Priorisierung ab dem 7. Juni aufzuheben. Das bedeutet keinesfalls, dass jetzt jeder zeitnah einen Impftermin bekommen kann, laut Gesundheitsminister Spahn wird es wie geplant »bis weit in den Sommer hinein« dauern. Das Ende der Priorisierung bedeutet vielmehr, dass der Kampf um einen Impftermin jetzt noch härter wird.

Wer gute Kontakte hat, gewinnt. Wer gut informiert ist, ist im Vorteil. Wer im Homeoffice arbeitet, hat eher die Kapazität, zig Arztpraxen abzutelefonieren oder Termine in den Impfzentren zu checken. Den Kampf verlieren werden hingegen diejenigen, die so prekär arbeiten, dass ihnen die Zeit dafür fehlt. Diejenigen, die wenig Infos bekommen, nicht gut deutsch sprechen können und jene, die nicht einmal einen Hausarzt haben.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal