Duque gibt das Feuer frei

Martin Ling über die neuen Massaker in Kolumbien

Kolumbiens Regierung will mit Gewalt in eine Post-Corona-Normalität. Das zeigte die regressive Steuerreform zu Lasten der Mittelschicht und den unteren Einkommensgruppen, an der sich die Proteste am 28. April entzündeten, und das zeigt die brutale Gewalt, mit der die Sicherheitskräfte selbst gegen die Demonstranten vorgehen oder bewaffneten reaktionären Zivilisten freie Hand lassen. Laut der UN-Menschenrechtskommissarin Michelle Bachelet wurden allein in Cali seit Freitag mindestens 14 Menschen getötet, die meisten von ihnen durch Schüsse.

Die Wut ist viel größer als die Angst. Proteste in Kolumbien gehen trotz erster Zugeständnisse weiter

Mit Militär und Paramilitärs geht der rechte Präsident Iván Duque gegen die Demonstranten vor. Diese Regierung ist gefährlicher als das Coronavirus, lautet nicht umsonst ein Slogan bei den Protesten.

Er wolle zurück zu einer Normalität, die für die Mehrheit der Bevölkerung bereits die Hölle auf Erden gewesen wäre, drückte es der Lateinamerika-Experte Boaventura de Sousa Santos so treffend aus. Und es ist ihm beizupflichten, wenn er sagt: »Der Neoliberalismus stirbt nicht, ohne zu töten, aber je mehr er tötet, desto mehr stirbt er. Was in Kolumbien geschieht, ist kein kolumbianisches Problem, es ist unser Problem, das Problem der Demokraten der Welt.« Von den westlichen Demokratien ist derweil so gut wie nichts zu hören.

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