Verband kritisiert Regenbogen-Entscheidung der UEFA

Bunte Bestrahlung des EM-Stadions in München verboten / Petition von 140.000 Menschen unterschrieben

  • Lesedauer: 3 Min.

München. Der Lesben- und Schwulenverband in Deutschland (LSVD) hat die Europäische Fußball-Union (UEFA) für ihre Entscheidung in der Regenbogen-Frage heftig kritisiert. »Wir als Verband finden es sehr befremdlich, wie die UEFA mit Werten umgeht, die in der Gesellschaft allgemein akzeptiert werden sollten«, sagte LSVD-Sprecher Markus Ulrich dem SID: »Die UEFA hat die Zeichen der Zeit nicht erkannt - und es ist klar zu erkennen, auf welche Seite sie sich mit ihrer Entscheidung stellt.«

Zuvor hatte es die UEFA abgelehnt, die Münchner EM-Arena während des letzten Vorrundenspiels der deutschen Fußball-Nationalmannschaft am Mittwoch gegen Ungarn in Regenbogenfarben erstrahlen zu lassen. Das gab der Verband am Dienstag bekannt.

Aufgrund eines fraktionsübergreifenden Stadtratsbeschlusses hatte der Münchner Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) die Spitzen von UEFA und Deutschem Fußball-Bund (DFB) aufgefordert, der Regenbogen-Beleuchtung zuzustimmen. Die Stadt wolle damit ein »weithin sichtbares Signal« gegen die Benachteiligung von homosexuellen und transsexuellen Menschen in Ungarn setzen. Das Parlament in Budapest hatte am Dienstag vergangener Woche ein von der Fidesz-Partei des rechtsnationalistischen Regierungschefs Viktor Orban eingebrachtes Gesetz verabschiedet, das »Werbung« für Homosexualität oder Geschlechtsangleichungen bei Minderjährigen verbietet.

»Immerhin hat sich der DFB bislang als einziger Verband während der EM klar positioniert. Das finden wir sehr gut. Wir freuen uns auch sehr darüber, dass in anderen Städten geplant wird, die Stadien zu erleuchten«, sagte Ulrich: »Zudem unterstützen wir die Aktion, an die Zuschauer in München Regenbogenfahnen zu verteilen, um ein Zeichen für Respekt und Akzeptanz zu setzen.«

Kritik an der Haltung der UEFA kam unter anderem von der Vorsitzenden des Sportausschusses im Bundestag, Dagmar Freitag. Bevor die Entscheidung öffentlich wurde, sagte sie im Südwestrundfunk, sie rechne damit, dass der Verband keinen Affront gegenüber Orban riskieren wolle. Diese Einstellung zeige, dass Inhalte der UEFA-Kampagnen wie »pro Respekt«, »pro Vielfalt«, oder »pro Toleranz« letztlich doch nur auf dem Papier stünden. Für sie sei Sport keineswegs unpolitisch: »Sport und Politik sind nicht zu trennen, weil eben auch Sport Werte vermittelt - oder vermitteln kann - die eben wichtig für die Gesellschaften weltweit sind«, so Freitag.

Eine Petition mit dem Titel »Allianz-Arena in Regenbogenfarben leuchten lassen - Ungarn ein Zeichen senden« unterzeichneten bis Dienstagmittag mehr als 140.000 Menschen, darunter laut dem Verein Change.org mehr als 18.000 ungarische Staatsbürger. »Die UEFA und die Allianz reden viel über Diversity und Respekt. Ich fordere Taten«, schrieb die 25-jährige Initiatorin der Petition.

Auch der Leiter der Antidiskriminierungsstelle des Bundes, Bernhard Franke, kritisiert die ablehnende Haltung der UEFA zur Beleuchtung der Münchner Allianz. »Gleichbehandlung und der Schutz sexueller und geschlechtlicher Vielfalt sind universelle Werte, denen sich die UEFA selbst verpflichtet fühlt«, erklärte Franke in Berlin: »Das Verbot, das Münchner Stadion in Regenbogenfarben leuchten zu lassen, ist deshalb unverständlich. Die UEFA verspielt damit die Gelegenheit, ein deutliches Zeichen für Toleranz und gegen Homophobie und LSBTIQ-Feindlichkeit im Fußball zu setzen.« Agenturen/nd

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