Maßnahmen zur Aufhebung der Ausbildungsdefizite

Kommission empfiehlt Digitalpakt für die berufliche Bildung

»Die Corona-Pandemie hat offen gelegt, dass die Digitalisierung kein Selbstläufer ist«, wird in dem Abschlussbericht der Enquete-Kommission »Berufliche Bildung in der digitalen Arbeitswelt« des Bundestags festgestellt. Keine Neuigkeit, aber um dies zu ändern, hat sich die aus 19 Abgeordneten und 19 Sachverständigen zusammengesetzte Kommission einen Pakt für die berufliche Bildung aufgesetzt. Nach dreijähriger Arbeit stellte die Enquete-Kommission ihren Abschlussbericht am Dienstag vor.

So bräuchten die Berufsschulen einen eigenen Digitalpakt, da der allgemeine Digitalpakt Schule nicht ausreiche. Es müsse etwa sichergestellt werden, dass jeder Lehrling ein leistungsfähiges digitales Endgerät hat, das über Lernmittelfreiheit oder Regelzuschüsse finanziert werden solle.

Außerdem empfiehlt die Enquete-Kommission die komplette Abschaffung von Schulgeld, das in einigen Berufsausbildungen von den Auszubildenden gezahlt werden muss. Auch soll geprüft werden, ob ein bundesweit einheitliches Azubi-Ticket für öffentliche Verkehrsmittel für einen Euro pro Tag eingeführt werden kann. Darüber hinaus sollen Azubi-Wohnheime zur Verfügung gestellt und bedarfsgerecht ausgestattet werden. »Individuelle berufliche Weiterbildung erleichtern wir durch eine Ausweitung des KfW-Bildungskredits und höhere Fördersätze bei einer neu aufgesetzten Bildungsprämie«, fasste Katrin Staffler, Obfrau der Unionsfraktion in der Enquete-Kommission, weitere Empfehlungen des Abschlussberichtes zusammen. Ein Ausbildungsgehalt das nicht zum Leben reicht und fehlende Übernahmeperspektiven belastet viele junge Menschen. Wie schlecht ihre Ausbildungsperspektiven sind, hatte zuletzt Ende April eine Studie der Bertelsmann Stiftung gezeigt. Laut dieser sind die Sorgen und Verunsicherungen der Jugendlichen größer, je niedriger ihre Schulbildung ist. Viele werden komplett abgehängt: Im Jahr 2019 lag die Anzahl der 20- bis 34-Jährigen ohne Berufsabschluss und dauerhafte Erwerbsmöglichkeiten bei 2,16 Millionen.

»Wir brauchen dringend ein politisches und rechtlich verbindliches Bekenntnis für eine Ausbildungsgarantie, um der Jugend eine Zukunftsperspektive in der Arbeitswelt zu geben«, forderte Birke Bull-Bischoff, Obfrau der Linksfraktion in der Enquete-Kommission. Ausbildende Betriebe müssten entlastet werden: »Um dies zu finanzieren, brauchen wir einen branchenspezifischen Ausbildungsfonds.« Am Mittwoch wird der Abschlussbericht im Bundestag debattiert.

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