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Maximal ein Gummischnuller
Simon Poelchau über die Erhöhung des Mindestlohns
Von zehn Cent kann man sich eigentlich nix kaufen. Maximal einen Gummischnuller am Kiosk. Für die Menschen am untersten Ende der Lohnskala sollen aber zehn Cent ausreichen. Denn um so viel steigt der Mindestlohn zum 1. Juli. Es ist ein lächerlich geringes Plus.
Auch mit 9,60 Euro brutto die Stunde ist kein armutsfestes Leben drin. Damit liegt der Mindestlohn bei knapp der Hälfte des sogenannten Medianlohns. Das ist genau jener Stundenlohn, der die arbeitende Gesellschaft in zwei Hälften teilt: Die eine verdient mehr, die andere verdient weniger. Und damit liegt der Mindestlohn weiterhin unter den Empfehlungen der EU-Kommission, die wahrlich keine sozialistische Organisation ist, von 60 Prozent des Median. Dieser Wert ist indes nicht willkürlich gesetzt. Er wird unter Ökonom*innen gemeinhin als die Armutsgrenze definiert. Wer weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens verdient, gilt demnach als arm.
Etwas ändern können an dem Umstand hätte natürlich die Bundesregierung. Schließlich hat die SPD in Sonntagsreden immer wieder zwölf Euro gefordert, was in die Richtung eines armutsfesten Lohn gegangen wäre. Doch wirklich Lust, sich durchzusetzen, hatte sie nicht. Insofern ist sie auch schuld, wenn Menschen in Armut arbeiten.
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