Mit Feuer und Herz ins Halbfinale

Angelique Kerber spielt an ihrem magischen Tennisort Wimbledon wieder groß auf

  • Igor Gedilaghine und Tobias SCHWYTER
  • Lesedauer: 3 Min.

Ein bisschen Aberglaube kann ja nicht schaden, dachte sich Angelique Kerber. Und deshalb schnappte sich die deutsche Nummer eins auch am Mittwoch wieder »ihren« Court 14 auf der Aorangi-Trainingsanlage in Wimbledon. Ganz hinten, abgeschieden vom Trubel und außer Reichweite der Fernsehkameras, hatte sie sich schließlich schon 2018 immer auf ihre Matches vorbereitet. Und wie bei ihrer Sternstunde vor drei Jahren will Kerber aus dieser Ruhe heraus erneut zum großen Sturm auf den Titel ansetzen.

Mit vielen positiven Erinnerungen geht die 33-Jährige in das Halbfinale an diesem Donnerstag gegen die Weltranglistenerste Ashleigh Barty. »Es ist ein gutes Gefühl, die Trophäe schon zu Hause stehen und hier gewonnen zu haben«, sagte Kerber. Jetzt fehlten nur noch zwei Siege, um sich die Venus Rosewater Dish ein zweites Mal aufs Sims stellen zu können. »Die Reise ist noch nicht zu Ende«, meinte Kerber vielsagend.

Dass für die Kielerin neun Jahre nach ihrem ersten Halbfinale in Wimbledon, fünf Jahre nach dem ersten verlorenen Finale gegen Serena Williams und der Krönung 2018 der Titel auf dem »heiligen Rasen« erneut zum Greifen nah ist, ist nach den schwierigen vergangenen Monaten mit vielen Rückschlägen und Niederlagen alles andere als selbstverständlich. Aber: Sie habe »nie daran gezweifelt, dass ich es zurückschaffen kann«, sagte Kerber. Dieser unerschütterliche Glaube an sich selbst, der Kerber einst auch zur Nummer eins der Welt gemacht hatte, trug sie nun zum vierten Mal ins Halbfinale.

»In dem Moment, in dem so eine Spielerin weiter arbeitet, das Feuer, das Herz und den Glauben hat, ist das möglich«, sagte die Chefin der deutschen Tennisspielerinnen Barbara Rittner. Das ist auch Turnierfavoritin Barty nicht verborgen geblieben. »Sie kämpft um jeden einzelnen Punkt. Sie hat Grand Slams gewonnen«, sagte die Australierin respektvoll - ihre Bilanz gegen Kerber ist mit 2:2 ausgeglichen. »Sie weiß, wie man in brutalen Momenten durchhält.«

Wie sehr das Feuer brennt, zeigt Kerber in Wimbledon auch mit ihrer selbstbewussten Körpersprache, genährt vom Titelgewinn in Bad Homburg und nun schon zehn Siegen in Folge. Das spüren auch die Fans an der Church Road, die sie für ihren Kampfgeist lieben. Diese Unterstützung von den Rängen - seit Dienstag sind sogar volle Stadien erlaubt - ist für Kerber ein Schlüssel für ihren Erfolgslauf. »Ich liebe Tennis. Und ich liebe es, rauszugehen und vor den Fans zu spielen«, sagte sie. »Ich glaube, das treibt mich gerade an, hier mein bestes Tennis zu spielen.« Ohnehin sei Wimbledon ein »magischer Ort« für sie, wie Kerber schon mehrfach betonte.SID/nd

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