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Könige der Champions League: Der FC Bayern bei Arsenal London
Der Klassiker ist gerade das Beste, was Europas Fußball zu bieten hat
»We call it a Klassiker«, hat Franz Beckenbauer einmal gesagt. Es ging dabei um das Länderspiel zwischen England und Deutschland, aber da der Kaiser ja auch eine intensive Beziehung zum FC Bayern unterhielt, steht dieses schöne Zitat auch als Widmung für einen Klassiker des deutsch-englischen Klubfußballs. An diesem Mittwoch gastieren die Münchner im Londoner Norden beim FC Arsenal. Es ist das 15. Duell der beiden Granden und das aufregendste Spiel, das der europäische Fußballzirkus gerade zu bieten hat.
Beide Klubs schweben in ihren heimischen Ligen weit über der Konkurrenz. Es musste schon die Champions League erfunden werden, um Bayern und Arsenal eine Herausforderung zu bieten. Aber auch hier spielen beide in einer eigenen Liga: Nach vier Spielen thronen sie gemeinsam mit jeweils vier Siegen an der Spitze.
Bei aller Ausgeglichenheit im Herbst 2025 liest sich die Bilanz insgesamt doch recht einseitig. Neunmal haben die Bayern gewonnen, der FC Arsenal kommt auf drei Siege – und der letzte ist zehn Jahre her. 2:0 siegten die Londoner damals am dritten Spieltag der Gruppenphase, ihr Abwehrchef hieß Per Mertesacker, der Regisseur Mesut Özil und als Trainer gab der ewige Arsène Wenger die Kommandos.
Früher schlicht Pokal der Landesmeister, heute Champions League: ein inszeniertes Spektakel und Gelddruckmaschine des Fußballs. Sven Goldmann blickt auf den kommenden Spieltag.
Auch auf Münchner Seite stand ebenfalls ein ewiger Begleiter des europäischen Spitzenfußballs – zehn Jahre später ist Manuel Neuer immer noch dabei. Der 39-Jährige hütet noch immer das Tor des FC Bayern. Und er freut sich besonders auf den Gipfel in London – auch und gerade, weil er etwas gutzumachen hat. Das 0:2 vor zehn Jahren zählt nicht zu den Spielen, von denen er mal seinen noch ungeborenen Enkeln erzählen wird.
Die Ausgangslage im Herbst 2015 ähnelte der von heute: Die Bayern hatten unter Trainer Peep Guradiola alle Spiele in der Bundesliga gewonnen, dazu noch je zwei im DFB-Pokal und der Champions League. Auch das Aufeinandertreffen in Arsenals Arena sah dann die Münchner als turmhoch überlegene Mannschaft. Bis zu jener 77. Minute, in der Santi Cazorla den Ball in den Münchner Strafraum schweben ließ, so lange und so hoch, dass er wohl mit Schnee zurück ins Irdische geplumpst wäre, wenn es an diesem Abend noch etwas kälter gewesen wäre. Jedenfalls schauten Jerome Boateng und David Alaba interessiert zu, wie erst Thomas Müller vorbeisprang und nach ihm, weitaus folgenschwerer, auch Manuel Neuer. Olivier Giroud hatte wenig Mühe, den Ball mit der Stirn ins leere Tor zu stupsen.
Özil erzielte in der Nachspielzeit noch einen zweiten Treffer für Arsenal, aber später sprachen alle nur über den wegweisenden ersten, begünstigt durch den besten Torhüter der Welt. Neuer gestand ein: »Ich weiß, dass ich da einen Fehler gemacht habe. Aber ich kann damit umgehen.« Die Bayern konnten es auch. Zwei Wochen später wurde Arsenal zum Rückspiel in München vorstellig. Wieder gelang Giroud ein denkwürdiges Tor, es war das schönste des Abends und interessierte am Ende doch niemanden – weil die Bayern gleich fünfmal getroffen hatten. They call it a Klassiker.
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