Beharrlicher Rechercheur

Journalist Peter R. de Vries wurde lebensbedrohlich angeschossen

Der Journalist Peter R. de Vries ist in den Niederlanden bekannt für seine Berichterstattung über Kriminalfälle. Der 64-Jährige hatte eine eigene Fernsehsendung, in der es um die Aufklärung spektakulärer Verbrechen ging. Internationale Aufmerksamkeit erlangte er 1987 durch seinen Bestseller über die Entführung des Bierbrauers Freddy Heineken. Im Jahr 2008 gewann er einen Emmy-Award für eine Reportage über den Vermisstenfall Natalee Holloway.

Der Investigativjournalist ist zudem regelmäßiger Talkshow- und Fernsehgast. So auch am Dienstagabend. Als er das Fernsehstudio mitten in Amsterdam verließ, wurde er auf der Straße niedergeschossen und lebensgefährlich verletzt. Zwei verdächtige Männer wurden in Haft genommen, die Behörden haben sich bis Mittwochnachmittag nicht zu den Tathintergründen geäußert. Es gibt jedoch viele Hinweise darauf, dass hinter dem Mordanschlag Akteure der organisierten Kriminalität stehen könnten.

De Vries berichtet seit Jahren über solche Strukturen. Laut zahlreichen Medienberichten war er zuletzt sogar als Medienberater im Verteidigerteam eines Kronzeugen aktiv. In dem Prozess geht es um die kriminelle Marengo-Vereinigung. Der Vorwurf: sechsfacher Mord und mehrere Mordversuche in Zusammenhang mit Drogenhandel. Nachdem bekannt wurde, wer der Kronzeuge ist, wurde bereits dessen Bruder in Amsterdam erschossen, später auch der Anwalt des Kronzeugen.

Falls der Anschlag auf de Vries ebenfalls in diesem Zusammenhang steht, wäre das in Europa kein Einzelfall. Die maltesische Journalistin Daphne Caruana Galizia wurde 2017 ermordet, der slowakische Journalist Ján Kuciak 2018 und zuletzt im April 2021 der griechische Journalist Giorgos Karaivaz. Alle recherchierten und berichteten über organisierte Kriminalität.

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