Lauterbach besorgt über Öffnungsschritte

SPD-Politiker fürchtet größere Gefahrenlage im Herbst

  • Lesedauer: 3 Min.

Düsseldorf. Die weitreichenden Lockerungen der Corona-Auflagen in Nordrhein-Westfalen stoßen auf ein geteiltes Echo. Während viele sich auf die Öffnungen - etwa von Diskotheken, Clubs, Kirmes- und Sportveranstaltungen - freuen, warnt Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach (SPD) vor voreiligen Schritten.

»Wir sind in einer Phase, in der die Fallzahlen wieder steigen und sich der Impffortschritt verlangsamt. Der Zeitpunkt der Lockerungen hat mich überrascht. Ich hätte einen späteren Zeitpunkt besser gefunden«, sagte der SPD-Politiker am Donnerstag im Radioprogramm WDR 2. »Ich hätte mich gefreut, wenn wir mit dem Impfen weiter gewesen wären. Nun werden wir im Herbst eine größere Gefahrenlage haben.« Er empfehle jetzt: »So viel wie möglich draußen machen und drinnen vorsichtig sein: Maske tragen und Abstand halten.«

Angesichts niedriger Coronazahlen unternimmt NRW am Wochenende einen großen Schritt in Richtung Normalität: Ab Freitag gilt eine neue Corona-Schutzverordnung, die eine weitgehende Normalisierung vieler Lebensbereiche vorsieht. Discos, Kirmes und Volksfeste werden mit kleinen Auflagen wieder erlaubt. In vielen Bereichen fallen Kontaktbeschränkungen, Masken- und Nachverfolgungspflichten - allerdings nicht überall.

NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) verteidigte die Lockerungen. Die Landesregierung wage sie mit Blick auf die niedrigen Neuansteckungsraten und die entspannte Situation in den Krankenhäusern, erklärte er im »Morgenmagazin« von WDR 2. Auch die Kassenärztliche Bundesvereinigung begrüßte den Kurs. »Das ist der richtige und kontrollierte Weg zurück zu mehr Normalität, die wir alle nötig brauchen«, lobte Vorstandsvorsitzender Andreas Gassen.

Mit der aktualisierten Coronaschutzverordnung wird eine neue »Inzidenzstufe Null« eingeführt, die in vielen Bereichen eine weitgehende Rückkehr zur Normalität erlaubt - für nicht vollständig Immunisierte allerdings noch gekoppelt an Negativtests und andere kleinere Sicherheitsvorkehrungen. Die Stufe greift, sobald Kreise oder kreisfreie Städte an fünf Tagen hintereinander höchstens zehn Neuinfektionen gerechnet auf 100 000 Einwohner binnen sieben Tagen aufweisen. Für manche Lockerungen muss auch die landesweite Inzidenz stabil unter 10 liegen. Das sei landesweit und in den meisten Kommunen in NRW der Fall, so Laumann. Nach Daten des Robert Koch-Instituts lag die Sieben-Tage-Inzidenz für NRW am Donnerstag bei 5,7. Nur die Kreise Lippe (16,4) und Hochsauerland (11,9) sowie Düsseldorf (11,9) und Köln (11,5) lagen demnach noch über der 10er-Marke.

»Es ist natürlich schön, dass man jetzt sagen kann: Wir haben es zusammen geschafft«, sagte Laumann. »Jetzt können wir uns auch wieder mehr Freiheiten erlauben.« Wird die Marke 10 an acht aufeinanderfolgenden Tagen überschritten, greifen automatisch die strengeren Beschränkungen der höheren Inzidenzstufen. Außerdem führe NRW als bislang einziges Bundesland eine Testpflicht für nicht vollständig Immunisierte ein, die aus dem Urlaub an ihren Arbeitsplatz zurückkehren. Dennoch bleibe es weiter wichtig, dass alle Bürger sich impfen ließen.dpa/nd

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