Das Gefühl der Mehrheit

Julia Trippo hält das Kopftuchverbot des EuGH für falsch

  • Julia Trippo
  • Lesedauer: 1 Min.
Kaum eine Gruppe wird so stark auf dem Arbeitsmarkt diskriminiert wie Kopftuchträgerinnen. Sie haben es nicht nur schwerer, einen Job zu finden. Nun ist es auch rechtens, dass Arbeitgeber*innen das Tragen eines Kopftuches während der Arbeitszeit verbieten können. Dies entschied der Europäische Gerichtshof (EuGH) am Donnerstag. Konkret ging es um die Fälle zweier Muslima, die in einer Kita und in einer Drogerie mit Kopftüchern arbeiteten. Laut Gericht könne das Tragen jeglicher sichtbarer Ausdrucksformen politischer, weltanschaulicher und religiöser Überzeugungen untersagt werden mit der Begründung, soziale Konflikte zu vermeiden oder gegenüber den Kund*innen ein Bild der Neutralität zu vermitteln.

Im gesellschaftlichen Diskurs hat das Kopftuch ohnehin eine übergroße Symbolfunktion eingenommen und ist hochpolitisiert. Und die subjektive Neutralität bedeutet in diesem Fall, die Religionsfreiheit der einen einzuschränken, weil sich die anderen daran stören. Die Diskriminierung von Minoritäten wird in Kauf genommen, um der weißen Mehrheitsgesellschaft ein gutes Gefühl zu vermitteln und Konflikte zu vermeiden. Zumindest wurde vom EuGH auch entschieden, dass pauschale Kopftuchverbote weiterhin unzulässig sind.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das beste Mittel gegen Fake-News und rechte Propaganda: Journalismus von links!

In einer Zeit, in der soziale Medien und Konzernmedien die Informationslandschaft dominieren, rechte Hassprediger und Fake-News versuchen Parallelrealitäten zu etablieren, wird unabhängiger und kritischer Journalismus immer wichtiger.

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

Vielen Dank!

Unterstützen über:
  • PayPal