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Kopfüber unter Wasser

Ein Käfer in Australien kann an der Unterseite der Wasseroberfläche laufen

  • Barbara Barkhausen
  • Lesedauer: 3 Min.

Eigentlich wollte John Gould eine australische Froschart erforschen. Der Biologe war dafür von seiner Universität in Newcastle, nördlich von Sydney, in die nahe gelegenen Watagan Mountains gefahren. Während er dort auf der Lauer lag, um besagte Frösche zu beobachten, fiel ihm jedoch ein kleiner Käfer auf. Der Winzling, nur etwa sechs bis acht Millimeter groß, huschte kopfüber auf der Unterseite der Wasseroberfläche an ihm vorbei. Dabei lief er so selbstverständlich, als wäre er auf einer festen Oberfläche.

»Ich mache ziemlich viel Feldforschung an Gewässern und sehe oft Wasserläufer über die Wasseroberfläche gleiten«, berichtete Gould in einer E-Mail. »Aber ich habe noch nie gesehen, dass sich ein Insekt an der Unterseite der Wasseroberfläche entlangbewegt.« Der Käfer lief dabei nicht nur mit Leichtigkeit kopfüber an der Unterseite der Wasseroberfläche entlang, als würde er über eine normale feste Oberfläche an Land laufen, er blieb hin und wieder sogar stehen und ruhte sich aus. »Das heißt, er kann ohne Energieaufwand an der Wasseroberfläche verbleiben«, sagte Gould.

Diese höchst erstaunliche Fortbewegungsart gelingt dem Käfer, der nach ersten Erkenntnissen zur Familie der Wasserkäfer (Hydrophilidae) gehört, vermutlich dank haarähnlicher Ausbuchtungen am Körper. Diese scheinen es ihm zu ermöglichen, am Bauch Luft einzuschließen, die vermutlich den nötigen Auftrieb liefert, um den Käfer gegen die Unterseite der Wasseroberfläche zu drücken. Außerdem vermutet der Forscher, dass an den Beinen noch zusätzlich Luftblasen dafür sorgen, dass der Käfer laufen kann, ohne die Oberflächenspannung zu brechen.

»Natürlich kann auch seine geringe Größe zu dieser Fähigkeit beitragen, da eine Störung der Oberflächenspannung im Vergleich zu größeren Insekten weniger wahrscheinlich ist«, sagte Gould. »Der genaue Mechanismus, wie der Käfer diese bemerkenswerte Fortbewegungsart erreichen kann, bedarf weiterer Untersuchungen«, so der Forscher, der seine Beobachtungen im Fachjournal »Ethology« veröffentlicht hat.

Ein Verhalten wie das des bisher nicht wissenschaftlich beschriebenen australischen Käfers ist zuvor nur selten in der Tierwelt beobachtet worden. Neben dem neu entdeckten Wasserkäfer können sich laut Gould wohl auch einige Wasserschnecken entlang der Unterseite der Wasseroberfläche bewegen.

Während der Beobachtungen fiel auch auf, dass der Käfer nicht an die Wasseroberfläche kommen muss, um zu atmen. »Einige Wasserkäfer atmen unter Wasser, indem sie Luft entlang ihrer Außenhaut einschließen, fast wie eine Sauerstoffflasche, die von einem Taucher verwendet wird«, erklärte der Australier. Die Luft leiten sie anscheinend über die Fühler zum Körper. Unklar ist jedoch, ob die Käfer die Unterseite der Wasseroberfläche verlassen können, wenn sie dies möchten. »Es wäre interessant herauszufinden, ob sich der Käfer jederzeit von der Oberfläche abstoßen kann, um durch das Wasser zu schwimmen, oder ob er auftauchen und aus dem Wasser klettern kann«, sagte Gould.

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