Hommage an den Kolonialismus

Ulrike Wagener findet das Humboldt-Forum anachronistisch

  • Ulrike Wagener
  • Lesedauer: 2 Min.

Das Humboldt-Forum werde keine Kolonialismus-Ausstellung sein, sagte Lars-Christian Koch, Direktor des Ethnologischen Museums und Leiter der Sammlungen im Humboldt-Forum, jüngst in dieser Zeitung. Doch unabhängig davon, was das Museum zeigt – das wiederaufgebaute Stadtschloss selbst ist eine Art Hommage an den Kolonialismus: Friedrich Wilhelm aus dem Hause Hohenzollern, der das Preußenschloss nach dem Dreißigjährigen Krieg erstmalig wieder aufbauen ließ, hegte bereits koloniale Ambitionen und beteiligte sich mit seiner Handelsgesellschaft am transatlantischen Sklavenhandel.

Das Kuppelkreuz allein, gesponsort von Versandhaus-Erbin Inga Maren Otto, symbolisiert den Herrschaftsanspruch des Christentums. Der Spruch über dem Eingang macht es noch schlimmer: »Es ist in keinem andern Heil, es ist auch kein anderer Name den Menschen gegeben, denn in dem Namen Jesu, zur Ehre Gottes des Vaters. Dass in dem Namen Jesu sich beugen sollen aller derer Knie, die im Himmel und auf Erden und unter der Erde sind«.

Als der preußische König das in den 1840er Jahren verfasste, waren die deutschen Missionsgesellschaften auf dem Vormarsch und predigten ähnliches in Afrika. Wenig später spielten deutsche Missionare ihre ganz eigene Rolle in der Verschleppung von Herero und Nama in die Konzentrationslager der Deutschen, wo Hunderte an Zwangsarbeit, Hunger und Kälte starben. Dass ein solcher Spruch nun symbolisch über den Gebeinen von Opfern des Kolonialismus prangt, ist höhnisch.

All das wurde schon oft gesagt. Trotzdem halten die Macher*innen mit aller Kraft an ihrem anachronistischen Prestigeprojekt fest. Wenn Kritiker*innen seinen Abriss fordern, mag das satirisch klingen. Die Deinstallierung oder symbolische Zerstörung monarchistischer und christlicher Herrschaftssymbolik auf dem Dach eines staatlichen Museums einer Demokratie sollte aber das Mindeste sein.

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