Dresden und ein Glückskeks

Tina Punzel und Lena Hentschel holen Bronzemedaille im Synchronspringen

  • Thomas Eßer und Christian Kunz
  • Lesedauer: 3 Min.

Als Wasserspringerin Tina Punzel nach dem Medaillen-Coup mit Lena Hentschel mit Bronze um den Hals ihre Abendplanung verriet, hielt sich der Bundestrainer lachend die Ohren zu. »Ich hoffe, es gibt irgendwo ein Glas Sekt«, sagte die 25-Jährige und freute sich auf eine kleine Olympiaparty mit ihrer Zimmerkollegin. Kurz zuvor hatten sich Punzel und Hentschel am zweiten Wettkampftag der Spiele mit Medaillenentscheidungen gegenseitig Edelmetall umgehängt und den ersehnten Premierenplatz bei einer Siegerehrung für das deutsche Team bejubelt.

»Das ist das i-Tüpfelchen noch mal obendrauf«, sagte Hentschel nach dem Erfolg im Synchronspringen vom Drei-Meter-Brett. »Die erste Medaille fürs Team Deutschland bei diesem großartigen Event holen zu können, ist unglaublich!« Nationaltrainer Lutz Buschkow erinnerte sich zudem: »Das haben wir in Peking auch schon mal gehabt.« 2008 hatten Ditte Kotzian und Heike Fischer ebenfalls Bronze im Synchronwettkampf vom Dreier geholt.

Buschkow führte nach Punzels und Hentschels großem Moment sogar ein kleines Freudentänzchen auf. »Das haben wir leider nicht gesehen, aber er kann das gerne noch mal machen«, sagte Hentschel und lachte. Die Europameisterinnen hatten sich am Sonntag im Tokyo Aquatics Centre nur den herausragenden chinesischen Siegerinnen Shi Tingmao und Wang Han sowie Jennifer Abel/Melissa Citrini Beaulieu aus Kanada geschlagen geben müssen.

»Das ist das, wofür wir fünf Jahre lang trainiert haben«, sagte Punzel und zeigte in der Abenddämmerung Tokios stolz die zuvor gewonnene Medaille, die um ihren Hals hing. »Dass es so aufgegangen ist, ist einfach superschön und gar nicht in Worte zu fassen.«

Bei Olympia in Rio de Janeiro 2016 hatte Rekordeuropameister Patrick Hausding mit Bronze im Kunstspringen vom Drei-Meter-Brett die einzige deutsche Sprungmedaille gewonnen, in diesem Jahr scheint noch mehr drin zu sein. Der Auftakterfolg gibt dem Team um Fahnenträger Hausding Schwung - und wohl nicht nur ihm. »Wir haben schon im Mittelpunkt gestanden mit der Wahl des Fahnenträgers«, sagte Buschkow. »Jetzt die erste Medaille: Das nimmt natürlich auch ein bisschen Last vom deutschen Team.«

Für die Berlinerin Hentschel und Punzel aus Dresden ist es der größte Erfolg der bisherigen Karriere. Um besser mit Punzel trainieren zu können, war die 20-jährige Hentschel vor drei Jahren extra nach Dresden gezogen - und folgte damit einer Idee von Buschkow. Hentschel streckte auch extra ihre Schullaufbahn und wiederholte die elfte Klasse in Sachsen noch einmal komplett. »Es hat sich alles ausgezahlt«, sagte sie. »Die Gruppendynamik, die wir in den letzten Jahren entwickelt haben, hat uns geholfen, mir geholfen, und uns zu dieser Medaille verholfen«, resümierte die 20-Jährige im Stile einer ganz routinierten Sportlerin.

Eventuell hatte auch eine besondere Leckerei einen kleinen Anteil am Erfolg: Im gemeinsamen Zimmer hatten sich Hentschel und Punzel vor dem Wettkampf einen Glückskeks geteilt. »Vielleicht war das das kleine Fünkchen Glück«, sagte Hentschel.

Im Gegensatz zu ihr war Punzel auch in Rio schon dabei. Dort wurde sie Siebte im Synchronspringen vom Dreier. Diesmal hatte die viermalige Europameisterin im Vorfeld mit Bronze geliebäugelt.

In Japan ist der Deutsche Schwimm-Verband im Springen in allen vier Einzeldisziplinen sowie in drei der vier Synchronwettbewerbe vertreten. »Wenn es uns gelingt, in Tokio unser Leistungsvermögen auszuschöpfen, ist die eine oder andere Medaille drin«, hatte Buschkow vor dem ersten Wettbewerb gesagt. Die erste ist geschafft, weitere Erfolge sollen folgen. Ein Kandidat ist Hausding. Der Fahnenträger ist im Synchronspringen vom Drei-Meter-Brett zusammen mit Lars Rüdiger am Mittwoch am Start, sein Einzelwettbewerb steigt nächste Woche. Auch Punzel kann Selbstvertrauen für die weiteren Aufgaben mitnehmen.dpa/nd

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