Rassismus als Kavaliersdelikt

Der deutsche Radsportverband zieht keine wirklichen Konsequenzen

  • Alexander Ludewig
  • Lesedauer: 1 Min.

Der Bund Deutscher Radfahrer dürfte über die starken Auftritte seiner Athletinnen und Athleten bei den olympischen Bahnwettbewerben doppelt froh sein. Die Freude über Medaillen beim weltgrößten Sportereignis ist nachvollziehbar. Aber: Der Glanz goldener Siege überdeckt auch ein ganz dunkles Kapitel dieser Spiele – als der BDR-Sportdirektor Patrick Moster die Radsportler Azzedine Lagab aus Algerien und Amanuel Ghebreigzabhier aus Eritrea als »Kameltreiber« bezeichnete.

Geldstrafen, Verwarnungen – so werden Ordnungswidrigkeiten oder geringfügige Gesetzesverstöße geahndet. So ähnlich hat der BDR nun Moster bestraft. Eine qualifizierte schriftliche Abmahnung, verbunden mit einer entsprechenden Kürzung des Gehalts, werde der Sportdirektor erhalten. So macht der Verband Rassismus zu einem Kavaliersdelikt.

Der BDR bleibt sich damit treu. Erst auf Druck des Internationalen Olympischen Komitees zog er Moster aus Tokio ab. Dass der Verband diesen Vorfall klein halten und irgend möglich aussitzen will, dafür spricht eine weitere Maßnahme: »Patrick Moster wird von seinen internationalen Aufgaben bis auf Weiteres entbunden.« Und: Die Opfer werden in der Verbandsmitteilung nicht mal namentlich erwähnt.

Das alles widerspricht der immer gern betonten Vorbildwirkung des Sports. Deshalb sollten nicht nur Moster wirkliche Konsequenzen treffen, sondern auch die Verbandsführung.

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