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Der Opportunist

Warlord Abdul Raschid Dostum meldet sich zurück in Kabul

  • Cyrus Salimi-Asl
  • Lesedauer: 2 Min.

Er kommt offenbar zum richtigen Zeitpunkt zurück: Der afghanische Warlord Abdul Raschid Dostum ist aus der Türkei nach Afghanistan zurückgeeilt – just drei Tage, bevor die Taliban Scheberghan einnehmen konnten, Hauptstadt seiner Heimatprovinz Dschusdschan an der Grenze zu Turkmenistan. Dostum traf sich in Kabul mit Regierungsmitgliedern und will auch mit Präsident Aschraf Ghani sprechen, dessen Vize er bis 2019 war. Ghani erhofft sich wohl militärische Unterstützung durch Dostums Milizen, um die Taliban im Norden zurückzudrängen. Aber ist Abdul Raschid Dostum dafür der richtige Mann?

Die Afghanen erinnern sich der brutalen Kriegsführung des als »bullig« beschriebenen Usbeken. Dostum trägt bevorzugt eine Militäruniform sowjetischen Stils und soll auch russischem Wodka zusprechen. Vielen afghanischen Usbeken gilt der 1954 geborene Bauernsohn als fähiger Feldherr, die meisten Afghanen fürchten seine Brutalität. Sein zweifelhafter Ruf geht auf die 1990er Jahre zurück, als er die Islamisten mit äußerster Härte bekämpfte. Menschenrechtsorganisationen legen ihm schwere Kriegsverbrechen zur Last, allen voran die Erstickung von bis zu 1000 Taliban-Kämpfern im Massaker von Dasht-e Leili im Dezember 2001. Die Liste reicht von Plünderungen und Misshandlung von Zivilisten bis zur gezielten Vertreibung und Ermordung von Paschtunen.

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Dostum trat mit 19 Jahren in die Armee ein und wurde Mitglied der marxistisch-leninistisch orientierten Demokratischen Volkspartei Afghanistans. Während der sowjetischen Besatzung diente er als General in der afghanischen Armee. Nach dem Abzug der Roten Armee baute er sich mit eigener Miliz eine Hausmacht in den Nordprovinzen auf – mithilfe wechselnder Bündnisse: Mal bekämpfte er die Mudschahedin, mal schloss er Bündnisse mit ihnen. Sein Opportunismus ist berüchtigt. Mal sehen, wie lange er diesmal bei der Stange bleibt.

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