Zynisches Lagebild

Daniel Lücking über Abschiebungen nach Afghanistan

  • Daniel Lücking
  • Lesedauer: 1 Min.

Zehntausende auf der Flucht in Afghanistan. 4000 Verletzte innerhalb der letzten zehn Tage. Ein offenkundig ungehinderter Vormarsch der Taliban im einst als sicherster Teil Afghanistans geltenden Norden des Landes. »Die Taliban sind nah. Bitte retten Sie«, twittert ein ehemals in einem deutschen Medienprojekt angestellter Afghane an den Generalinspekteur der Bundeswehr, Eberhard Zorn.

So eindeutig die Lage derzeit in Afghanistan auch scheint, so wenig passt das Verhalten des Bundesinnenministeriums dazu, das weiterhin Menschen dorthin abschieben möchte. Man tue das »auf der Grundlage einer Lageeinschätzung, die möglichst aktuell sein muss«, beteuert der Sprecher des Innenministeriums. Zwar wurde kürzlich ein Abschiebeflug mit sechs Männern nach Kabul abgesagt. Doch hält man an der prinzipiellen Bereitschaft zu Abschiebungen fest. Das Geheimnis bleibt, wie diese Lageeinschätzungen entstehen, wenn in immer mehr Regionen die Sicherheitslage morgens eine gänzlich andere sein kann als abends. Auf Medienberichten fuße die Einschätzung allerdings nicht. »Wenn in einem Land für alle und jeden Folter oder Tod drohen, wird man nicht abschieben«, so der Sprecher. Lange dürfte das wohl nicht mehr dauern.

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