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  • Berlin
  • Schwammstadt Schumacher Quartier

Schöner wohnen im Wasserkreislauf

Künftiges Schumacher Wohnquartier am ehemaligen Flughafen Berlin-Tegel soll weltgrößtes Schwammstadt-Projekt werden

  • Tomas Morgenstern
  • Lesedauer: 3 Min.

Starkregen und verheerende Flutwellen hier, ausgedörrte Landstriche und fürchterliche Waldbrände anderswo. Das Wetter ist angesichts des taumelnden Weltklimas außer Rand und Band. Wie soll man sich darauf einstellen, wie damit leben lernen? Inmitten der Suche nach Antworten planen die Nachnutzer des Flughafens Tegel dort ein komplettes Berliner Wohnviertel für 10 000 Menschen, das Schumacher Quartier. Am Mittwochabend stellte die landeseigene Tegel Projekt GmbH ihre Entwicklungsansätze zur Debatte. »Prinzip ›Schwammstadt‹ - Kluge Strategien für die klimaangepasste Stadt«, lautete das Motto ihres zweiten digitalen Expertendialogs.

»Eine Schwammstadt hält Regenwasser in der Siedlung zurück« - so erklären die Projektentwickler den Grundgedanken. In Hitzeperioden verdunstet es und kühlt das Quartier so ohne zusätzlichen Energieaufwand. Überschüssiges Wasser sickert langsam ins Grundwasser, statt durch die Kanalisation abgeleitet zu werden. Regenwasser im Quartier zu halten, habe mehrere Vorteile: es verbessere das Mikroklima, erhöhe so die Lebensqualität, unterstütze die Biodiversität durch große, artenreiche Freiflächen. Vor allem schütze es die Berliner Gewässer bei den häufiger erwarteten Starkregenereignissen vor dem Überlaufen der Kanalisation und der Einleitung von kontaminiertem Abwasser.

»Im Schumacher Quartier finden sich ganz wesentliche Teile dessen wieder, was man heute unter moderner Stadtentwicklung verstehen würde«, erklärte Tegel-Projekt-Geschäftsführer Philipp Boutellier. Es beinhalte ein neues Energiekonzept, das die Abwärme aus dem Industrie- und Gewerbegebiet nutze. Das Quartier sei weitgehend autofrei konzipiert, und es werde eine bislang große Biodiversität gewährleisten. »Vor allem wird es das größte Schwammstadt-Quartier weltweit, das es so und in dieser Konzertation und Konsequenz nirgends gibt«, so Boutellier. Zudem werde man so das weltgrößte urbane Holzbau-Viertel schaffen.

Wie eine »wassersensible Quartiersentwicklung« aussieht, erläuterte die Architektin Gudrun Sack, die Co-Geschäftsführerin. »Wir werden umweltfreundliche Materialien und emissionsfreie Konstruktionen verwenden«, sagte sie. Fassaden aus Holz, mit Photovoltaikelemente versehene und begrünte Flächen. 80 Prozent der Dächer sollen als Verdunstungs- oder Rückhalteflächen gestaltet und vielfältig genutzt werden. Regenwasser werde im Kaskadenprinzip im Quartier möglichst lange auf mehreren Ebenen zurückgehalten.

Cornelia Peters von der Hamburger Umweltbehörde warb mit den Erfahrungen, die die Hansestadt schon seit 2014 mit ihrer »Gründachstrategie« beispielsweise in der Hafencity gesammelt hat. Ziel sei die Schaffung von 100 Hektar begrünter Dachflächen innerhalb einer Dekade. Es gehe dabei auch um Werbung. »Wir wollen neue Bilder in die Köpfe der Menschen bringen«, sagte sie.

Vor neun Jahren, ganz am Anfang der Überlegungen über die Zukunft des Areals sei es um das Ökologische, um Ressourcenmangel und Klimawandel gegangen, erinnerte Philipp Bouteiller. »Wir merken an den jüngsten Ereignissen, wie richtig das Thema war«, sagte er. Auf die hier entwickelten Lösungen und Planungsansätze für eine nachhaltige, ökologische Stadtentwicklung schaue man jetzt in aller Welt. »Wir haben mit den Städten den größten Hebel, wenn wir etwas gegen den Klimawandel unternehmen wollen«, so Boutellier. Nichts gehe dabei von selbst, viele Widerstände, auch in den Behörden, seien zu überwinden. Er sei zuversichtlich, dass man in Tegel schrittweise »ein Stück bessere Stadt« machen werde, das Vorbild für andere sein könne.

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