Die Vor- und Nachteile des Mietkaufs

Wie man eine Immobilie erwerben kann

  • Andreas Wagner, Finanzexperte der IDEAL Versicherung
  • Lesedauer: 3 Min.

Eine wenig bekannte Möglichkeit, Eigentum zu erwerben, ist der Mietkauf einer Immobilie. Was versteht man darunter? Welche Varianten gibt es? Und was sind die wichtigsten Vor- und Nachteile?

Was ist überhaupt ein Mietkauf?

Bei einem sogenannten Mietkauf vereinbaren Mieter und Vermieter, dass der Mieter die Wohnung oder das Haus später erwerben wird. Daher wird zusätzlich zum Mietvertrag noch ein Kaufvertrag abgeschlossen. Zu diesem Zeitpunkt wird auch der Kaufpreis festgelegt. Mit einem Teil der monatlichen Miete trägt der Mieter dann den Kaufpreis ab - dies ist der sogenannte Ansparbetrag. Den Rest behält der Vermieter als Mietzins.

Dadurch ist die Miete bei einem Mietkauf in der Regel höher als bei einem normalen Mietverhältnis. Zudem wird bei der Vereinbarung des Mietkaufs meist eine Anzahlung von 20 Prozent des Kaufpreises fällig. Fehlt dem zukünftigen Käufer das Eigenkapital, kann er es über einen erhöhten Ansparbetrag mit der monatlichen Miete abzahlen. Bis aus dem Mieter ein Immobilienbesitzer wird, vergehen für gewöhnlich zehn bis 25 Jahre. Ist nach Abschluss der vereinbarten Mietzeit noch eine Restschuld vorhanden, die der Mietkäufer nicht sofort aufbringen kann, kann er sie beispielsweise über ein Darlehen tilgen.

Mietkauf oder Optionskauf?

Bei einem klassischen Mietkauf muss sich der Mieter bereits bei Unterzeichnung des Mietvertrages festlegen, dass er die Immobile zu einem bestimmten Zeitpunkt und zu einem festgelegten Kaufpreis erwerben möchte. Wer sich den Kauf offenhalten möchte, findet meist bei Immobilien von Wohngenossenschaften mit dem sogenannten Optionskauf eine besondere Form des Mietkaufs: Hier hat der Mieter die Option, die Wohnung später zu kaufen. Der Mieter muss sich also nicht bereits bei Unterzeichnung des Mietvertrages festlegen und kann auch darauf verzichten, diese Option später wahrzunehmen. Allerdings ist es unter Umständen auch bei einem klassischen Mietkauf möglich, notariell eine Rücktrittsoption festzulegen und dann die geleisteten Anzahlungen wieder zurückzubekommen.

Beim Mietkauf keine Fördermittel

Zunächst scheint ein Mietkauf eine gute Möglichkeit zu sein, mit der Mietzahlung eine eigene Immobilie zu erwerben. Dennoch sollten Interessierte einen genauen Blick auf die Vor- und Nachteile werfen: Wer nicht über ausreichend finanzielle Mittel verfügt und so mangels Eigenkapital Schwierigkeiten bei einem Immobilienerwerb hätte, dem bietet der Mietkauf eine gute Möglichkeit, langfristig an ein Eigenheim zu kommen. Da die monatlichen Raten über die gesamte Laufzeit des Mietkaufvertrages unverändert bleiben, sind die Belastungen für den Käufer frei von den Zins- und Mietpreisentwicklungen.

Diesen Vorteilen steht eine oft sehr langfristige finanzielle Verpflichtung gegenüber, die ein sicheres Einkommen des Mieters voraussetzt. Zudem können beim Mietkauf keine staatlichen Fördermittel eingesetzt werden, die beispielsweise jungen Familien sonst für eine Immobilienfinanzierung zur Verfügung stehen.

Finanzierung genau abwägen

Mietkaufinteressenten ist daher zu raten, vorab zu prüfen, ob nicht doch eine klassische Immobilienfinanzierung möglich ist und staatliche Zuschüsse genutzt werden können. Denn unterm Strich ist ein Mietkauf teurer als ein Immobilienkauf.

Ebenso wichtig ist eine frühzeitige Beratung beispielsweise durch eine Verbraucherzentrale oder einen Finanzexperten, der den Mietkauf begleitet. Denn damit ein Mietkauf sich für die künftigen Immobilienbesitzer wirklich lohnt, sind aus rechtlicher, finanzieller und steuerrechtlicher Sicht viele Punkte zu berücksichtigen.

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