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Hoppla, da sind wir wieder. Dank der DKP
Ist doch nur Politik - zur Ästhetik des Wahlkampfs (8): Rot-rot-rote Experimente
Wer hat Angst vorm roten Mann? Oder der roten Frau. Der Bourgeois und sein Vertreter. Fürchten muss man die Linken, egal welcher Couleur, heute in Deutschland jedoch nicht. Sie wollen die Gesellschaft nicht unterwandern, geschweige umstürzen, höchstens ein wenig umkrempeln. Trotzdem zetern gegen sie unisono Konservative wie Liberale, wittern Anarchie und Chaos, beschwören den Untergang des »Abendlandes«, wenn eine rot-rot-grüne Koalition auf Bundesebene geschmiedet werde. Wagen wir mal ein Gedankenexperiment: Was wäre, wenn die DKP die Fünf-Prozent-Hürde überspringt wie dereinst Vorgängerin KPD, im Bundestag vertreten, an Landesregierung beteiligt, 1956 verfassungs(un)rechtlich verboten. Und es der Grünen nicht bedürfte, Rot unter sich bliebe.
Nehmen wir an, die DKP (Geburtsjahr 1968) wäre das Zünglein an der Waage - was den Genossen gegönnt sei. Welch Geschrei und Gejaul würde da aus bourgeoisem Lager ertönen!? Nun, dies ist rein hypothetisch. »Wahlpolitisch fürchten uns die Herrschenden nicht«, räumt die DKP ein. Ihre Kandidatur dennoch trotzig verkündend, erst recht, da sie jüngst grandios vorm Verfassungsgericht gegen einen Vertreter des Kapitals (Bundeswahlleiter) obsiegte.
Sie versteht sich als »eine konsequente Stimme gegen das Abwälzen der Corona-Krisenlasten auf die Schultern der arbeitenden Menschen, einer Stimme für Entlastung der Beschäftigten in unserem Gesundheitswesen und einer Stimme für Frieden mit Russland und China«. Das dürften auch die anderen »Roten« unterschreiben, die gleichfalls Marx und Engels als ihre Ahnen ehren. Bei Lenin indes scheiden sich die Geister. Und so wird es wohl keine Bundesregierung aus SPD, Linkspartei und DKP geben. Schade, eine Erfahrung weniger.
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