Aufstrebend

Dmytro Rasumkow ist nicht mehr Parlamentschef in der Ukraine

  • Denis Trubetskoy, Kiew
  • Lesedauer: 2 Min.

Als der Ex-Komiker Wolodymyr Selenskyj Anfang 2019 für das Präsidentschaftsamt kandidierte, war er sein wichtigster Sprecher: der damals noch unbekannte Kampagnemanager Dmytro Rasumkow. Während Selenskyj im Wahlkampf keine Interviews gab und stattdessen mit seiner Satiretruppe durch das Land tourte, war es der heute 37-jährige Rasumkow, der das recht vage Programm des zukünftigen Präsidenten erklärte.

Für seinen Einsatz wurde Rasumkow belohnt. Nachdem die Selenskyj-Partei bei der Parlamentswahl im Juli 2019 die absolute Mehrheit geholt hatte, wurde er Parlamentschef. Doch zwei Jahre später treten Selenskyj und Rasumkow fast wie Erzrivalen auf. Jetzt wurde der Rada-Chef auf die Initiative der Regierungsfraktion entlassen - unter grober Verletzung des Reglements.

Seit Monaten äußert sich der nun abgesetzte Parlamentschef kritisch über die Politik des Präsidenten. Unter anderem sprach er sich als Mitglied des Sicherheitsrates gegen die rechtlich fragwürdige Sperrung mehrerer prorussischer Medien aus und war generell wegen der stets wachsenden Rolle der ursprünglich nur als Beratungsorgan angedachten Institution besorgt, die künftig sogar entscheidet, welche große Unternehmer offiziell als Oligarchen geführt werden.

Nicht unwesentlich für die Absetzung Rasumkows war aus der Sicht von Selenskyjs, dass dieser tatsächlich für ihn eine Gefahr darstellt. 2019 wurde Selenskyj maßgeblich von jenen Bürgern gewählt, die mit der patriotischen Rhetorik des Vorgängers Petro Poroschenko wenig anfangen konnten. De facto setzt er aber dessen Linie in Sachen Geschichts-, Kultur- und Sprachpolitik fort, während Rasumkow mit seinen zurückhaltenden Ansichten genau die Wähler anspricht, die einst für Selenskyj stimmten. Die Entlassung ist für Rasumkow keine Niederlage, sondern vor allem ein Sprungbrett in die große Politik.

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