Proteste gegen Möbelhaus

Kiel: Auch nach Filial-Eröffnung wollen Gegner Aktionen fortsetzen

  • Dieter Hanisch, Kiel
  • Lesedauer: 3 Min.

Auch nach Eröffnung einer neuen Möbelhausfiliale in Kiel gehen die Proteste dagegen weiter. Für den Bau von Höffner musste Deutschlands zweitälteste Kleingartenanlage »Prüner Schlag« zu großen Teilen weichen. Anwohner und Umweltgruppen pochen darauf, dass die Verantwortlichen der in Berlin ansässigen Krieger-Gruppe, zu der Höffner gehört, die von ihnen angekündigten Öko-Ausgleichsflächen endlich anlegen.

Vor dem Möbelhaus, der bundesweit mittlerweile 24. Höffner-Filiale, gab es zur Eröffnung seit Mitte vergangener Woche Musik und Kinderbespaßung. Am Samstag versammelten sich auf der gegenüberliegenden Straßenseite rund 130 Menschen von der Bürgerinitiative Prüner Park wie auch von der Regionalgruppe der Umweltorganisation BUND. Nur das Polizeikontingent auf dem Höffner-Parkplatz trübte am Samstag die dortige Partystimmung. Wie oft der Polizeischutz auch in den nächsten Wochen und Monaten noch nötig sein wird, ist noch nicht abzusehen. Denn die Umweltschützer und Kleingärtner wollen ihren Unmut über Flächenversiegelung, Grüngürtel-Frevel, zunehmende Verkehrsdichte und eine verfehlte Umweltpolitik der Stadt Kiel fortsetzen.

Spaß und Verantwortung

Olga Hohmann versteht nicht, was Arbeit ist und versucht, es täglich herauszufinden. In ihrem ortlosen Office sitzend, erkundet sie ihre Biografie und amüsiert sich über die eigenen Neurosen. dasnd.de/hohmann

Andreas Galka war der letzte von 340 Gartennutzern, der auf der vorgesehenen Möbelhausfläche seine Parzelle bis 2017 verteidigte. Heute ist er Aktivist der Initiative Prüner Park. Trotz der Niederlage sieht er im jahrelangen Widerstand gegen den Möbelgiganten, der nun Ikea mit seiner gerade mal einen Kilometer entfernten Filiale Konkurrenz macht, durchaus Erfolge. Nicht zuletzt durch Aktionen, Öffentlichkeitsarbeit und sogar einen Bürgerentscheid zur Möbelhausansiedlung, der 2014 nur hauchdünn eine Mehrheit verfehlte (47,5 zu 52,5 Prozent), hatte man der Krieger-Gruppe viele Steine in den Weg gelegt.

Als Wegbereiter der Ansiedlung gilt der frühere SPD-Oberbürgermeister Torsten Albig. Er argumentierte schon 2011 mit mehr als 250 neu entstehenden sozialversicherungspflichtigen Jobs, die auch heute noch von Befürwortern ins Feld geführt werden. Unternehmenschef Kurt Krieger hat die Stadt nach dem Bürgerentscheid aber mehrfach hingehalten und vereinbarte Fristen verstreichen lassen, womit er es sich im Kieler Rathaus sogar bei der CDU verscherzte.

Als im Herbst vergangenen Jahres bei der den Bau begleitenden ökologischen Ausgleichsflächenvorbereitung mehr als sechs Hektar Natur zerstört wurden, statt nur wuchernde Brombeeren zu beseitigen und Hecken zurückzuschneiden, sahen sich die Gegner der Höffner-Ansiedlung bestätigt. Es wurden mehrere Strafanzeigen gegen Krieger gestellt. Dass bei den Bauarbeiten die zulässigen Lärmemissionen überschritten wurden, sorgte für weiteren Ärger. Auch seine ursprüngliche Zusage, dem Bauausschuss der Stadt Rede und Antwort zu stehen, hat Krieger bislang nicht eingehalten.

Dafür startete er im August eine Charmeoffensive, kündigte die Gründung einer Umweltstiftung für nachhaltiges Bauen an. Für Kriegers Widersacher in Kiel ist das genau wie eine vom Unternehmen initiierte Bürgersprechstunde reine Kosmetik, um das ramponierte Image aufzubessern. Auch deshalb skandieren sie weiter die Parole »Klima retten statt Höffner-Betten«.

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