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- Franco A.
Schwurbeln im Nebel
Sprachaufzeichnungen belasten den rechten Angeklagten Franco A.
Franco A. ist ganz sicher nicht der Schlaukopf, als der er sich so gerne inszeniert. Kein Intellektueller, auch wenn er, einmal beim Reden in Fahrt gekommen, eher früher als später auf Bücher und Artikel verweist, die er gelesen hat. Doch eines gibt es, das beherrscht der 32-Jährige meisterhaft: die Ablenkung vom Eigentlichen.
Der Bundeswehroffizier steht vor dem Oberlandesgericht in Frankfurt, weil er Mordanschläge auf prominente Hassfiguren der deutschen Rechten geplant haben soll, auf die Grünen-Politikerin Claudia Roth zum Beispiel oder auf Anetta Kahane, die Chefin der Amadeu-Antonio-Stiftung. Er hat illegal Waffen und Munition gebunkert. Und er hat sich mit erheblichem Aufwand eine Zweitidentität als syrischer Geflüchteter zugelegt. Nur um zu recherchieren, behauptet der Angeklagte. Doch der Vorwurf der Bundesanwaltschaft lautet: Er habe Anschläge unter falscher Flagge begehen wollen.
Mithin: Es geht um Terror. Um rechten Terror. Am Mittwoch aber spricht Franco A. im heruntergekommenen Saal 165 C des Frankfurter Gerichts über: Metaphysik. Am vorangegangenen Verhandlungstag hatte der Staatsschutzsenat mit dem Abspielen von Sprachmemos begonnen, die der Soldat mit seinem Handy aufgenommen hat und die an seinem mörderischen Weltbild wenig Zweifel aufkommen lassen. Zu hören war, wie sich der Angeklagte - vor einem imaginierten Publikum oder einfach nur vor sich selbst - in rechten Verschwörungserzählungen und unverhohlenem Antisemitismus erging, wie er sich in einem »Rassenkrieg« wähnte und zum gewaltsamen Widerstand aufrief gegen das vermeintliche Unrechtssystem der Bundesrepublik. Jenes Staates also, dem er als Bundeswehroffizier die Treue geschworen hat. »Gewalt ist eine Option«, sagte Franco A. »Scheuen wir uns nicht zu töten.«
Im Gerichtssaal kommentierte er das damals nicht. Dafür tut er das nun bei den Sprachaufzeichnungen, die an diesem 19. Verhandlungstag abgespielt werden, umso ausführlicher. »Wenn von Kampf oder Krieg die Rede ist, dann ist das eine metaphysische Sache«, sagt er. Gemeint sei ein Kampf gegen die »soziale Matrix«, gegen falsche gesellschaftliche Normen. Und keinesfalls eine physische Auseinandersetzung. Den Senat scheint das allerdings eher nicht zu überzeugen. »Darf ich das mal ganz einfach sagen«, sagt der Vorsitzende Richter Christoph Koller, »das ist für mich Geschwurbel.«
Die Erklärungsversuche des Angeklagten beziehen sich auf ein Memo, in dem er über die »Wiederauferstehung« des deutschen Volkes als Weg ins »Paradies« gesprochen hat. »Das wird besser sein als alles, was je auf der Welt existiert hat«, verkündete er und gab eine klare Marschroute aus: »Regeln und Gesetze gelten für uns ab heute nicht mehr.« Denn die würden nur »dieses Unrechtsregime« am Leben erhalten.
»Ich bin mir nicht so sicher, ob das nur metaphysisch gemeint ist«, befindet Koller. Schließlich kämen diese Sätze von jemandem, der sich illegal mit Waffen und Munition ausgerüstet hat. »Da könnte man auch sagen, und das wäre nicht abwegig: Der Herr A. stellt sich hier über das Recht und nimmt das Recht in die eigene Hand.« »Ja«, räumt Franco A. ein, etwas kleinlauter als üblich, das könne man wohl so lesen: »Aber es entspricht nicht den Tatsachen!« Und später sagt er dann noch einen Satz, dem vermutlich niemand im Saal widersprechen würde: »Das ist schwierig nachzuvollziehen, wenn man sich nicht in meinem Kopf befindet.«
Dennoch: So wirr es wirkt, wenn sich Franco A. wortreich über Metaphysik und Yin und Yang auslässt, über Liebe oder wahre Männlichkeit, so erfolgreich vernebelt er damit, dass er in seinen Sprachaufzeichnungen auch klassisch rechtsextreme Narrative bedient, von der »Kulturzerstörung« durch Migration bis zur Antifa als »vom Establishment geförderter Schlägertruppe«. Und fast geht so auch unter, dass er am Mittwoch ungewollt bestätigt, Helfer bei der Bundeswehr gehabt zu haben. Mehr als tausend Schuss Munition hatte er nach seiner Festnahme bei einem Freund untergestellt. Für den Großteil, berichtet eine Ermittlungsbeamtin, ließ sich die Herkunft aus der Bundeswehr-Kaserne in Hammelburg nachweisen - verschwunden zu einer Zeit, als Franco A. dort Waffenwart und stellvertretender Munitionswart gewesen sei.
Ob er die Munition selbst gestohlen hat, aber möchte der Angeklagte nach wie vor nicht beantworten: »Ich kann nichts dazu sagen«, sagt er, »weil ich niemanden anderen damit behelligen möchte.«
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