Femizide sind Morde

Ulrike Wagener über die Forderung nach Strafmaßverschärfung

  • Ulrike Wagener
  • Lesedauer: 2 Min.

Familiendrama, Eifersucht, Beziehungstat: Diese Schlagworte verharmlosen Gewalt an Frauen jeden Tag. Und zwar nicht nur in den Medien, sondern auch in Gerichten. Statistisch werden in Deutschland jede Woche drei Frauen von ihrem Ehemann, Partner oder Ex-Partner umgebracht. Das Motiv ist dabei in den meisten Fällen, dass die Frau sich trennen will oder sich bereits getrennt hat. Für Linke ist es nicht besonders attraktiv, eine Verschärfung des Strafrechts zu fordern. Aber dass der niedersächsische Innenminister Boris Pistorius (SPD) nun dafür sorgen will, dass diese Gewalttaten als Femizid – als Mord an Frauen – anerkannt werden, ist gut.

Unmögliche Trennung. Mütter, die nicht nur als Opfer erscheinen wollen, stoßen bei Jugendämtern und Gerichten auf Barrieren

Die bisherige Rechtssprechung ist sexistisch und rassistisch: Deutsche Gerichte verurteilen sogenannte »Ehrenmörder« aus meist türkischen oder arabischen Familien wegen Mord aus niederen Beweggründen. Wenn ein weiß-deutscher Täter aber seine Frau, Partnerin oder Ex-Partnerin tötet, weil diese sich getrennt hat oder trennen wollte, sei dies – so der Bundesgerichtshof 2008 – kein niedriger Beweggrund, weil der Mann möglicherweise verzweifelt gewesen sei wegen der Trennung; die Frau also quasi mit schuld. Es ist Zeit, dass Männer die Verantwortung übernehmen. Wenn sie eine Frau aus patriarchalem Besitzwillen töten, ist das Mord.

#ndbleibt – Aktiv werden und Aktionspaket bestellen
Egal ob Kneipen, Cafés, Festivals oder andere Versammlungsorte – wir wollen sichtbarer werden und alle erreichen, denen unabhängiger Journalismus mit Haltung wichtig ist. Wir haben ein Aktionspaket mit Stickern, Flyern, Plakaten und Buttons zusammengestellt, mit dem du losziehen kannst um selbst für deine Zeitung aktiv zu werden und sie zu unterstützen.
Zum Aktionspaket

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal