• Berlin
  • Bildungssenatorin Astrid-Sabine Busse

Das Prinzip Hoffnung

Die Reaktionen auf die neue Berliner SPD-Bildungssenatorin sind eher verhalten

  • Rainer Rutz
  • Lesedauer: 3 Min.

Leicht wird es Berlins neue Bildungssenatorin Astrid-Sabine Busse (SPD) nicht haben. Der Lehrkräfte- und Erziehermangel, die schleppende Digitalisierung der Schulen, die im Vergleich mit anderen Bundesländern wenig erbaulichen Lernergebnisse der Schülerinnen und Schüler, die eklatanten Bildungsungerechtigkeiten in der Stadt: Busse übernimmt ein Mammutressort mit vielen Baustellen. Umso überraschter waren manche, dass die am Dienstag vereidigte Senatorin bei ihrer Nominierung erklärte: »In die Schulen muss erst mal Ruhe einkehren.«

»Wir brauchen kein ruhiges Verharren am Ende von irgendwelchen Bildungsrankings«, sagt etwa der Vorsitzende des Landeselternausschusses, Norman Heise, zu »nd«. Im Gegenteil: Es gebe so viele Probleme, die schnellstens angegangen werden müssten. »Und es macht schon einen Unterschied, ob man eine Senatsverwaltung mit Zehntausenden Beschäftigten und einem Milliardenbudget leitet oder eine Schule mit 650 Kindern«, sagt Heise mit Blick auf die bisherige Tätigkeit Busses als Rektorin einer Grundschule in Neukölln. Auch umfasse ihr Ressort nicht nur die Bildung, sondern auch die Bereiche Jugend und Familie. Zu ihren Plänen hierzu habe man bislang nichts gehört. Heise sagt: »Wir müssen dringend ins Gespräch kommen.«

Ähnlich fällt die Reaktion bei der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) aus. »Der Vorteil ist ja erst mal, dass die neue Senatorin vom Fach ist, aber wir hoffen, dass Frau Busse weiß, dass Bildungspolitik mehr ist als Grundschule«, sagt Berlins GEW-Chef Tom Erdmann zu »nd«. Auch beim künftigen Austausch zwischen der Gewerkschaft und der Senatsverwaltung setzt Erdmann auf das Prinzip Hoffnung: »Da herrschte ja zuletzt etwas Eiszeit. Das sollte sich nun ändern.« Wichtig sei, dass Busse, anders als ihre Vorgängerin Sandra Scheeres (SPD), »nicht in den Echokammern ihrer bereits vorgefertigten Positionen verharrt«. Auf jeden Fall werde auch die GEW »schnellstmöglich den Dialog mit der neuen Senatorin suchen«, so Erdmann.

Bei der Berliner Initiative »Schule muss anders«, die sich unter anderem für bessere Lern- und Arbeitsbedingungen und mehr Personal an den Schulen einsetzt, will man sich mit vorschnellen Beurteilungen der neuen Senatorin zurückhalten. »Die Wahl von Astrid-Sabine Busse hat uns überrascht, und bei mir, um es mal so zu formulieren, jetzt kein Feuerwerk entfacht«, sagt Sprecherin Susanne Kühne. Auch sie vermisst überzeugende Konzepte, wie etwa dem Lehrkräftemangel begegnet werden soll. Die Wiedereinführung der Verbeamtung von Lehrkräften, die Busse ganz oben auf ihre Agenda gesetzt hat, werde hier kaum zielführend sein, ist Kühne überzeugt: »Das schafft ja keine Pädagoginnen und Pädagogen. Eine Frage ist doch, weshalb so viele Lehramtsstudierende ihr Studium abbrechen. Hier muss man ansetzen.«

Auch bei der GEW erinnert man an die Versprechen aus dem rot-grün-roten Koalitionsvertrag, die Lehrkräfteausbildung in Berlin anzukurbeln. Man hoffe, dass der Senat das Problem jetzt endlich mal gemeinsam angehe. »Da muss im Haus von Busse auch die Zusammenarbeit mit der neuen Wissenschaftssenatorin Ulrike Gote von den Grünen funktionieren«, so Martina Regulin, Co-Chefin der Berliner GEW, zu »nd«.

Klar ist: Die rosigen Zeiten, die Ex-Bildungssenatorin Sandra Scheeres zuletzt immer wieder für die künftige Ressortleitung in Aussicht gestellt hatte, dürften so bald nicht kommen. »Meine Nachfolge wird viel Freude haben und viele rote Bänder durchschneiden«, hatte Scheeres etwa in Bezug auf die Fortsetzung der Schulbauoffensive mehrfach erklärt. Tatsächlich, so die Forderungen aus Gewerkschaft, Elternschaft und Bildungsaktivisten, solle Busse doch etwas mehr leisten als Bändchendurchschneiden. »Sie muss jetzt - und nicht erst etwa in 100 Tagen - zeigen, dass sie es drauf hat«, sagt Landeselternsprecher Norman Heise.

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