- Kommentare
- Cem Özdemir
Zu kurz gegriffen
Haidy Damm über die ersten Äußerungen des neuen Agrarministers Cem Özdemir
Ein Traumstart war das nicht, den Cem Özdemir hingelegt hat. Der neue Landwirtschaftsminister hat gleich mal reingestochen ins Wespennest der Agrarpolitik. Nicht mit konkreten Vorschlägen, sondern mal so locker im Medieninterview über höhere Preise für Agrargüter und gute Lebensmittel geplaudert. Die Antworten kamen prompt. Von »grüne Oberschichtspolitik« bis zu »Ökofaschist« war alles dabei.
Gesagt hat der Grünenpolitiker, dass Dumpingpreise für Lebensmittel und Agrarprodukte Bauernhöfe in den Ruin treiben, mehr Tierwohl verhindern und das Artensterben fördern. Soweit, so gewöhnlich in der Agrardebatte. Nicht gesagt hat er, wie eine Ernährungspolitik denn aussehen soll, die verhindert, dass arme Menschen sich ungesund ernähren (müssen) und Arbeiter*innen auf den Feldern ausgebeutet werden oder wie Landwirt*innen ein sicheres Einkommen haben.
Die bisherige Agrarpolitik ist eben das: unsozial. Warum sonst hören immer mehr Landwirt*innen auf oder finden kein bezahlbares Land? Warum sonst werden gute Lebensmittel gleichgesetzt mit einem reichen Geldbeutel? Warum sonst sind Lieferketten nicht fair? Wenn die neue Agrarpolitik ökologisch und sozial sein will, muss sie all diese Fragen beantworten.
Wir stehen zum Verkauf. Aber nur an unsere Leser*innen.
Die »nd.Genossenschaft« gehört denen, die sie lesen und schreiben. Sie sichern mit ihrem Beitrag, dass unser Journalismus für alle zugänglich bleibt – ganz ohne Medienkonzern, Milliardär oder Paywall.
Dank Ihrer Unterstützung können wir:
→ unabhängig und kritisch berichten
→ übersehene Themen in den Fokus rücken
→ marginalisierten Stimmen eine Plattform geben
→ Falschinformationen etwas entgegensetzen
→ linke Debatten anstoßen und weiterentwickeln
Mit »Freiwillig zahlen« oder einem Genossenschaftsanteil machen Sie den Unterschied. Sie helfen, diese Zeitung am Leben zu halten. Damit nd.bleibt.