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Neuerscheinungen, annotiert: »Die Horen« und »Edit«

  • Lesedauer: 2 Min.

Die Kraft kontern

Die neue Ausgabe der Literaturzeitschrift »Die Horen« widmet sich dem »Politischen der Literatur« unter dem Motto »furchtlos schreiben«. Die Autorinnen Sasha Marianna Salzmann, Idil Bayar, Isidora Randjelovic und Katarina Warda unterhalten sich anlässlich des 8. Mai über die Äußerung des früheren US-Finanzministers Henry Morgenthau im Zweiten Weltkrieg: »Deutschland ist unser Problem.« Jehona Kicaj schreibt über sich als Flüchtling aus den jugoslawischen Kriegen: »Nein, nichts an der Flucht ist flüchtig. Sie stülpt sich über das Leben und gibt es nie wieder frei.« Jonas Lüscher macht sich Gedanken über das schlechte Image der Vermögenssteuer: »Hinter der Behauptung, die Besteuerung sehr großer Vermögen würde das Wirtschaftsgeschehen ausbremsen, verbirgt sich die seltsame Idee, das Geld sei in den Händen der Reichen auf wundersame Weise mehr wert; als würde der Staat die Scheine verheizen und die Armen sie zu wässriger Suppe verkochen.« Außerdem gibt es einen Schwerpunkt zur Dichterin Ilse Aichinger, die vor 100 Jahren in Wien geboren wurde. Thomas Wild schreibt: »›Kontern‹ sagt Ilse Aichinger immer wieder. Man müsse die Wirklichkeit kontern. In kontern ist das englische ›to counter‹: eine Bewegung abfangen und ihre Kraft kontern.«
Nr. 284, Wallstein, 168 S., 14 €

Wieso ist alles so spooky?

Die Frage in Zeiten von Klimakatastrophe, Pandemie und neuer Bundesregierung: »Wieso ist alles so spooky?« Sie steht auf dem Titel der neuen »Edit«, auf dem ein Schimmel nachdenklich in die Welt blickt. Das Leipziger Magazin, das aussieht wie ein Buch, bleibt eine der anregendsten und freiesten Literaturzeitschriften. In der Herbst/Winter-Ausgabe gibt es erstmals die US-Dichterin Alice Notley aus den gloriosen 70er Jahren in deutscher Übersetzung von Jana Weiß und Vincent Sauer; Julia Ahlert schreibt »Kryptofiction«, und Eva Tepest denkt über die Top-oder-Bottom-Frage beim Sex nach: »Dear reader, was ist deine problematische Fantasie?«
»Edit«, Nr. 84/85, 224 S., 14 €.

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