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Kommentar zu Thälmann-Denkmal nun auch beschmiert
Kunstprojekt zur Abwehr von Grafitti wirkungslos
Berlin. Es dauerte etwa fünf Wochen und damit deutlich länger, als man hätte erwarten können. Nun sind auch die am 18. November rund um das Ernst-Thälmann-Denkmal an der Greifswalder Straße gruppierten Betonquader mit Graffiti beschmiert. Die ersten Schriftzüge sind kurz nach Weihnachten aufgefallen. Seitdem sind es noch ein paar mehr geworden.
Am Thälmann-Denkmal selbst, das nach jeder Reinigung schon einige Tagen später wieder besprüht war, finden sich ebenfalls neue Graffiti, außerdem an der Begrenzung des Areals. Damit hat sich die leise Hoffnung im Bezirksamt Pankow zerschlagen, die umstrittene Kommentierung des Denkmals durch die Künstlerin Betina Kuntzsch könnte das Ensemble aufwerten und die regelmäßige Schändung des Denkmals wenigstens etwas eindämmen. Drei der fünf Quader sind an mehreren Seiten besprüht worden. Einige Passanten benutzen die Quader als Sitzgelegenheit, zuweilen lassen sie dort Getränkebecher stehen oder angebissenes Brot liegen.
Die fünf Quader verweisen auf zehn Kurzfilme von Kuntzsch, die sich mit der Geschichte des Denkmals und der Gegend befassen sowie mit dem Leben des von den Nazis ermordeten KPD-Vorsitzenden Ernst Thälmann (1886-1944). Für die künstlerische Kommentierung sind 180 000 Euro geflossen. Bei der Einweihung protestierten zahlreiche Menschen, die dem Projekt vorwerfen, es ziele darauf ab, das Andenken Thälmanns zu beschädigen.
Dagegen bezeichnete Thälmanns Enkelin Vera das Anliegen als »nicht verkehrt«. Sie ärgerte sich aber, dass das Denkmal für die Zeremonie nicht gereinigt wurde. Mancher interpretierte das Graffiti auf dem Sockel als Kackwurst. Nun hat jemand »Amerika soll brennen« darüber geschrieben und der Nächste »Nö«.
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