Meister im Aussitzen

Stefan Otto über die bevorstehende Rückkehr von Kardinal Woelki

Die Bedenken über eine Rückkehr des Kölner Kardinals Rainer Maria Woelki sind nicht zu überhören. Im März soll dessen vom Papst Franziskus verordnete Auszeit enden; Woelki will dann sogleich eine Messe feiern. Als wäre nichts gewesen. Aber die Abwesenheit des Kardinals ist natürlich keine Aufarbeitung, keines der Probleme in dem Bistum ist gelöst. Die Kritik an dem Umgang mit Missbrauchsfällen ist nicht verebbt; die Kirchenaustritte sind nicht gestoppt, was ein Zeichen dafür ist, dass verloren gegangenes Vertrauen nicht wieder gewonnen wurde.

Dazu trägt auch das autokratische Handeln des Papstes bei. Eine vormodern geführte Kirche wird mehr und mehr zum Kern des Konflikts, der längst nicht nur das Erzbistum Köln beschäftigt. Der Synodale Weg versucht in Deutschland zwar, eine Erneuerung der katholischen Kirche anzustoßen, Gegenpol der Bewegung ist aber der mächtige Vatikan – auch Woelki gehört zu den vehementen Kritikern von Reformen.

Es bleibt damit die Frage, wie eine vormodern geführte Kirche in einer demokratischen Gesellschaft existieren will, wenn mehr und mehr Gläubige nicht nur das System der Oberhirten infrage stellen, sondern sich längst von der Institution Kirche abgewendet haben.

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